Sie haben es wieder getan! Die Macher vom „Landkrimi“ mit Hary Prinz werden nicht müde, neue Genreelemente in ihre Reihe einfließen zu lassen. Nachdem der letzte Fall „Steirerrausch“ einem Horrorfilm und „Streirertod“ einem Thriller glich, parodiert der siebte Fall nun den Heimatfilm. In „Steirerstern“ (Samstag, 24. September, 20.15 Uhr im Ersten und in der Mediathek) tanzen die Kommissare Polka und die Verdächtigen singen vor traumhaft schöner Bergkulisse Schlager.
Darum geht’s im Landkrimi „Steirerstern“
Stress beim Schlagertrio „Jana und die Lausbuam“: Die Sängerin Jana (Emily Cox), die gemeinsam mit ihrem Bruder Hubert (Stefan Gorski) und ihrem Ehemann Dominik Wachter (Daniel Langbein) dem Trio angehört, hat sich verliebt. Seit drei Wochen führt sie eine Beziehung mit der Singer-Songwriterin Alexandra Dorner (Anna Friedberg). Und dabei geht sie nicht nur körperlich, sondern auch musikalisch fremd. Plötzlich interessiert sich Jana für Pop statt für Schlager.
Bedeutet dies das Aus für die erfolgreichen Volksmusiker? Ihre Kollegen, Freunde und konservativen Eltern (Ferry Öllinger, Ursula Ofner) sind entsetzt. Doch Jana träumt von einem Leben mit Alexandra. Diese hat sich erst kürzlich von ihrer Freundin Luca Karall (Silvana Veit) getrennt und wohnt übergangsweise im Badehaus von Janas Musikmanager Jack Riedl (Sascha Geršak, „Die Toten von Marnow“). Als jemand in den Ofen dieses Hauses ein Handtuch steckt, stirbt Alexandra an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Ein fast perfekter Mord, den so ziemlich jeder begangen haben könnte.
Die beiden Ermittler Sascha Bergmann (Hary Prinz) und Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) merken schnell, dass von Alexandras Tod sehr viele Menschen profitieren.
Die Bildergalerie zu „Steirerstern“
Hintergrund
Das Opfer wird von Anna F. von der Band „Friedberg“ gespielt. Die Sängerin war mit ihrer Band schon als Vorgruppe bei der Europa-Tour von Lenny Kravitz zu sehen. Sie und Emily Cox, die Jana spielt, standen schon für die Comedy-Serie „jerks“ vor der Kamera. Mit dem Regisseur von „Steirerstern“, Wolfgang Murnberger arbeitete Cox bereits zuvor.
Emily Cox wurde dem Publikum insbesondere als Kriegerin Brida in der Netflix-Produktion „The Last Kingdom“ bekannt. Sie wuchs zweisprachig in Wien auf und lebt mittlerweile in Berlin. Im Krimi singt sie, so wie Anna F., selbst.
„Ich fand es sehr spannend, eine Figur zu spielen, die als Schlagersängerin ihren Lebensunterhalt verdient. Selbst komme ich aus einer sehr musikalischen Familie und habe es immer geliebt zu singen. Dass „Schlagerstar“ der Traumberuf meiner Eltern (Vater ist Brite und ihre Mutter Irin) für mich gewesen wäre, die beide klassische Pianisten sind, glaube ich aber eher nicht. Hinzu kam die Herausforderung, als Wienerin eine Steirerin zu spielen – das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Bei der Rolle durfte ich spüren, wie es ist, mit Musik der Menge so richtig einzuheizen. Wie könnte ich zu so etwas Nein sagen?“, so Cox.
Eva Herzig, die in früheren Folgen die Rolle der Eva Merz von der Spurensicherung verkörperte, ist als Corona-ungeimpfte in dieser Folge nicht mehr dabei.
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Ist Homosexualität in der Schlagerbranche tatsächlich ein Thema? Muss es zu einem gemacht werden? Eigentlich sollte die Sexualität doch längst keine Rolle mehr spielen. Aber so lange selbst beim Fußball noch immer kaum gleichgeschlechtliche Paare vor die Kamera treten, muss es, bis eine Selbstverständlichkeit hergestellt ist, wohl weiterhin thematisiert werden.
Spannend wird es, wenn die beiden Kommissare dies diskutieren und Anni Sulmtaler zu verstehen gibt, dass sie viel größere Vorurteile mit Beziehungen von alten Männern und jungen Frauen hat. Sie ist ihrem Kollegen inzwischen im Auftreten und Ermitteln ebenbürtig. Überhaupt haben sich Sulmtaler und Bergmann gut eingespielt und geben ein interessantes „Paar“ ab, das einander bereichert.
Durch sie hat Bergmann seinen Chauvinismus endlich weitestgehend abgelegt und wirkt sogar verletzlich, etwa wenn er auf seine Ex, der Profilerin Nicole Sturm (Bettina Mittendorfer) trifft. Überhaupt zeigt Bergmann in dieser Folge neue (lustige) Seiten, die ihm mehr Tiefe geben.
Mehr noch als die Sexualität spielt aber die Verlogenheit in der Schlagerbranche eine Rolle. Mit Emily Cox ist den Machern eine hervorragende Besetzung gelungen. Als Schlagersängerin brilliert sie, wenn sie die Tränen kaum zurückhalten kann und stattdessen über das gesamte Gesicht grinst. „Die immer lacht“ von Kerstin Ott lässt grüßen.
Die Inszenierung erinnert an einen Heimatfilm. Weitwinkelaufnahmen, singender Verdächtige vor wunderschönem Bergmassiv und eine heile Welt, die mit einem „Skandal“ konfrontiert wird. Dazu Akkordeonspieler, Frauen im Dirndl und Männer in Lederhosen – wenn das mal nicht in die Zeit des Oktoberfestes passt…