Mit zwei kleinen Kindern die brachliegende Karriere neu ankurbeln – ist das noch immer ein Problem der Frauen? Zumindest stößt Nika (Pegah Ferydoni) im ZDF-Fernsehfilm der Woche „In falschen Händen“ (Montag, 12. September, 20.15 Uhr und bereits in der Mediathek) an ihre Grenzen. Zum Glück steht ihr die Babysitterin Manu (Katharina Schlothauer) zur Seite. Doch sind ihre Kinder bei ihr wirklich gut aufgehoben?
Darum geht’s in „In falschen Händen“
Auf einem Spielplatz: Leon (Sole Inan Aktas) klettert immer höher. Doch plötzlich kann sich der kleine Junge nicht mehr halten und ruft nach seiner Mutter. Diese ist aber so sehr in ein berufliches Telefonat vertieft, dass sie ihn nicht hört. Als der Junge fällt, eilt zum Glück Manu (Katharina Schlothauer) herbei und fängt ihn auf. Dankbar entwickelt Nika (Pegah Ferydon, bekannt aus der Serie „Türkisch für Anfänger„) sofort eine Sympathie für die fremde Frau. Sie berichtet von der Überforderung, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Zudem werde sie nur noch als Mutter und nicht mehr als Frau wahrgenommen. Manu erzählt, dass sie als Erzieherin gerade arbeitslos sei. Nachdem die beiden Nummern getauscht haben, fängt Manu tatsächlich spontan bei den beiden Kindern von Nika und Tom (Florian Stetter) als Babysitterin an.
Zunächst scheinen alle Beteiligten glücklich: Manu und Leon verstehen sich prächtig. Nika und Tom haben endlich wieder Zeit für sich und für ihre Berufe. Doch eines Abends bringt Tom die Kinderfrau nach Hause und wird Zeuge, wie ein Mann Manu auflauert. Plötzlich fragt Tom sich: Wie gut kennt er die Frau, die täglich seine Kinder betreut wirklich?
Bildergalerie: „In falschen Händen“
Hintergrund
Katharina Schlothauer war bereits in Christoph Schlingensiefs „The African Twin Towers“ zu sehen. Sie lebte einige Zeit in Chile, bis sie von 2008 bis 2012 ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig absolvierte. Sie arbeitete am Theater und spielte in u.a. im „Tatort: Krieg im Kopf“ und „Die Protokollantin“ mit. Im „Flensburg-Krimi“ übernahm die 37-Jährige die Hauptrolle der Kommissarin Svenja Rasmussen.
Interview mit Katharina Schlothauer
ZDF: Ihre Figur taucht wie aus dem Nichts im Leben einer jungen Familie auf. Was ist Manu für eine Person?
Katharina Schlothauer: Manu ist eine großartige junge Frau mit vielen Facetten. Diese Figur zu verkörpern, war eine sehr spannende Reise für mich. Manu versucht, ein großes Trauma zu überwinden, und lässt alles hinter sich, was sie daran erinnert, um am Ende Freiheit zu finden. Sie rennt davor nicht weg, sondern in etwas Neues hinein. Der Film spielt damit, dass man lange nicht genau weiß, was Manu motiviert und die Zuschauerinnen und Zuschauer werden bewusst in der Neugier gelassen und in eine falsche Richtung gelenkt.
Manu gleicht die Schieflage aus, die sich in die Aufgabenverteilung zwischen Mutter und Vater eingeschlichen hat. Was macht ihre Unterstützung so wertvoll?
Zwar ist es inzwischen glücklicherweise gesetzlich verankert, dass in einer Partnerschaft von Mann und Frau beide arbeiten können. Aber gesellschaftlich ist es noch nicht überall angekommen, und im Alltag sieht das oft noch anders aus. Ich habe das Gefühl, es besteht weiterhin ein Rest an Einstellung, nach der eher die Frau Abstriche in der Karriere macht. Karriere und Kind unter einen Hut zu bringen, ist natürlich eine Herausforderung.
Die Spannung entsteht durch eine zunehmende Grenzüberschreitung durch Manu innerhalb der Familie. Was passiert da genau?
Die Grenzen verschwimmen allgemein, Grenzüberschreitungen finden bei allen Figuren statt: Der Vater, der Manu etwas zu gut findet, die Mutter, bei der plötzlich so etwas wie Konkurrenz in Bezug auf die Kinder entsteht, und Manu, bei der die Realitäten miteinander zu verschwimmen scheinen. Sie sorgt sich um Leon, will, dass es ihm gutgeht, und setzt sich sehr stark für ihn ein. Sie versucht, ihn zu schützen. Dabei wird sie zur Löwenmama, obwohl der Junge nicht ihr eigenes Kind ist. Gleichzeitig muss sie sich ihren Dämonen stellen und realisieren, dass sie sich um die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit kümmern muss.
Sie haben in der Vergangenheit Theater-Workshops für Kinder gegeben. Was mögen Sie daran? Und wie war das Zusammenspiel mit dem zur Drehzeit sechsjährigen Sole?
Mit Kindern zu arbeiten, macht Spaß, weil man beim Spielen auch kindlich wird und man sich da sehr unmittelbar trifft. Ich liebe die Neugier, die große Kreativität. Sole war ein toller kleiner Kollege. Er ist perfekt für die Rolle. Er ist gebündelte Lebenskraft und wie frei er ist, war für mich inspirierend. Ich hatte in seinem Alter auf jeden Fall viel mehr Angst. Kinder brauchen am Set nochmal eine andere Aufmerksamkeit, das ist klar, und das kann durchaus herausfordernd sein. Trotzdem es der erste Film für ihn war und trotz des immensen Pensums, hatte er das extrem gut gemeistert. Mir war es jedenfalls eine Ehre, ihn kennenlernen zu dürfen.
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
In sicheren oder in falschen Händen? Das ist die Frage des ZDF-Thrillers. Eigentlich versucht der Film falsche Fährten zu legen, doch die Rückblicke lassen den Zuschauer erahnen, in welche Richtung es gehen soll. Die Frage ist nur, wie gefährlich ist die Babysitterin wirklich? Zwar ist das Thema spätestens seit „Die Hand an der Wiege“ nicht neu, trotzdem unterläuft die Geschichte clever die Erwartungen der Zuschauer*innen.
Zum Film „In falschen Händen“ gehören immer wieder einfache oder leichte Dialoge. Es wird die Rolle der Mütter infrage gestellt und die Herausforderungen des Familienalltags werden gezeigt. Dabei gehen die typischen Thrillerelemente nahezu unter. Somit hält sich die Spannung in Grenzen.