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Lena Dörrie zur Besetzung bei „Mordsschwestern“: „Natürlich hat mich das empört“

Lena Dörrie zur Besetzung bei „Mordsschwestern“: „Natürlich hat mich das empört“

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Kommissarin Viktoria Lorentzen (Lena Dörrie) ist auf der Suche nach ihrer Schwester und Kollegin Feli, die sich in unmittelbarer Gefahr befindet. Credit: ©ZDF / Georges Pauly
Im Exklusiv-Interview erzählte uns Lena Dörrie alles über ihre Hauptrolle in der neuen ZDF-Freitagabend-Krimireihe „Mordsschwestern“.

Zwar gibt es inzwischen einige Ermittlerinnen im deutschen Fernsehen, aber nur selten am Freitagabend. Und an anderen Tagen werden ihnen meistens männliche Kollegen an die Seite gestellt. Nicht so bei den „Mordsschwestern“ (Freitag, 02. September 2022, 20.15 Uhr, ZDF). Hier sind, wie es der Titel schon verrät, zwei Schwestern auf Mördersuche (lesen Sie hier mehr über die neue Reihe).

Wir sprachen mit Hauptdarstellerin Lena Dörrie, die zuletzt in der ARD-Serie „Die Glücksspieler“ und in „Nord Nord Mord – Sievers und die Stille Nacht“ zu sehen war. Die häufigste Frage, die Dörrie gleich zu Beginn selbst auf den Tisch bringt: Die 40-Jährige ist weder bekannt noch verwandt mit Regisseurin Doris Dörrie. Dafür kennt sie den prominenten Freitagabend-Sendeplatz schon: Eine ihrer ersten TV-Rollen war in „Der Alte“. Am ehesten dürfte man Lena Dörries Gesicht aber aus „Ladykracher“, wo sie von 2008 bis 2013 zum festen Ensemble gehörte, wiedererkennen. Damals vergaß Anke Engelke in ihrer Rolle häufig ihren Namen. Dies könnte sich, dank des neuen prominenten Krimi-Sendeplatzes vielleicht ändern.

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Lena Dörrie im Interview

GOLDENE KAMERA: Wovon handelt die neue Krimireihe „Mordsschwestern“?

Lena Dörrie: Es geht um zwei Schwestern, die in Flensburg aufgewachsen sind. Die eine hat die Stadt verlassen und wurde Forensikerin, die andere ist dageblieben und arbeitet als Hauptkommissarin. Beide haben also eine große Faszination für die Polizeiarbeit. Wir steigen in dem Augenblick in die Reihe ein, in dem der Vater der beiden verstorben ist.

Was passiert genau?

Zur Seebestattung ihres Vaters kommt die jüngere Schwester Felicitas, genannt Feli, von Berlin aus zurück in ihre Heimat. Innerhalb von kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Feli einen Job als Forensikerin in Flensburg angenommen hat und somit länger bleiben wird als erwartet. Das trifft bei der älteren Schwester Viktoria, die ich spiele, auf nicht so große Begeisterung.

Was unterscheidet die Schwestern?

Wir haben immer das Bild vom Baum und Vogel gehabt. Die Kleine, die weggeflogen und die Ältere, die verwurzelt ist und zu Hause alles geregelt hat. Viktoria leitet als Hauptkommissarin die Ermittlungen. Sie geht raus, führt Befragungen, untersucht Beziehungen und deckt die Hintergründe der Verdächtigen auf. Feli stützt sich eher auf Fakten. Sie arbeitet wissenschaftlich und kleinteilig. Schließlich ist sie Forensikerin und untersucht alles unter dem Mikroskop.

Wie steht es um das Privatleben der beiden Schwestern?

Viktoria hat weder Kind noch Partner. Feli ist eine alleinerziehende Mutter. Ihr Sohn Josh zieht im Reetdachhaus in ihr altes Kinderzimmer. Das fühlt sich für alle schräg an. Der Junge hat einen Gipsarm. Am Anfang weiß man nicht, was passiert ist. Es stellt sich heraus, dass er Mist in Berlin gebaut hat und dass das Jugendamt involviert ist. Feli hat verbrannte Erde hinterlassen.

Die Bildergalerie zu „Mordsschwestern: Verbrechen ist Familiensache“

Also zwei Single-Schwestern? Wie steht es um die Männer in ihrem Umfeld?

Es gibt Sami, den Kollegen von Viktoria, der ist alles andere als ein unattraktiver Typ. Das fällt Feli natürlich auch auf. Felis Kollege heißt Dusi, ist ein Genussmensch und schwul, was er seinen Eltern auf keinen Fall erzählen kann, weil diese streng katholisch sind. Dann ist da noch der Chef, der es im Rücken hat und vielleicht sogar froh ist, wenn er keine Arbeit erledigen muss.

Was ist das Besondere der Reihe?

Was das Format auszeichnet ist, dass man gleich in so extreme Beziehungen einsteigt. Es gibt kaum eine intensivere Beziehung als die unter Geschwistern. Es geht um Statuskampf, aber auch viel um Liebe und das Gefühl, der andere würde einen ergänzen. Man kann nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander. Bei den Schwestern rappelt es ordentlich im Karton. Beide wollen immer ihren Kopf durchsetzen. Das gibt viel Stoff für Konflikte.

Der Start einer neuen Krimireihe ist oft nicht leicht, schon gar nicht auf dem beliebten Freitagabend-Sendeplatz. Worauf haben Sie geachtet, um erfolgreich zu werden?

Das wichtigste war für mich, die Mischung aus Kriminalfall und Beziehung hinzubekommen. Wenn ich mit etwas Neuem starte, reizt es mich vor allem, die Beziehungen untereinander zu verstehen. Viktoria führt beispielsweise zu ihrem Kollegen Sami eine ganz andere Beziehung als zu ihrer Schwester. Durch sie wird sie in ihre Kindheit zurückgeworfen und ist plötzlich ein ganz anderer Mensch. Das fand ich interessant, und ich habe die Hoffnung, dass man das als Zuschauer gut nachvollziehen kann. Außerdem gibt es im Fernsehen immer noch zu wenige weibliche Vorbilder, die erfolgreich miteinander arbeiten und deren Nöte man dennoch versteht.

Sie spielen die ältere Schwester, sind in Wahrheit aber jünger als Ihre Kollegin Caroline Hanke. Hat Sie das empört?

Lustig, dass Sie das fragen. Natürlich hat mich das empört! Nein, im Ernst, ich habe schnell gemerkt, dass es so perfekt passt. Wir haben uns schnell in unsere Rollen eingefunden, besonders in die Haltungen zueinander. Es ist einfach richtig rum so. Caroline kann wunderbar Felis quirlige Art darstellen. Und ich hatte große Lust auf diese Zerrissenheit meiner Figur. Viktoria will einerseits die Chefin sein, aber andererseits auch geliebt werden.

Haben Sie selbst auch Geschwister?

Ich habe einen Bruder und bin die Jüngere zu Hause. Deshalb fand ich es spannend und erkenntnisreich, das umzudrehen und in die Rolle der Älteren zu schlüpfen.

Sie selbst sind in Nürnberg aufgewachsen, in München auf die Schauspielschule gegangen und leben inzwischen in Berlin. Wie hat Ihnen die Stadt Flensburg gefallen?

Ich war zuvor noch nie in Flensburg gewesen und war sehr überrascht, wie schön es dort ist, richtig malerisch. Der dänische Einfluss und der Hafen machen die Stadt international. Gleichzeitig hat Flensburg eine ziemlich heftige Kriminalstatistik, was für unseren Krimi ja auch spannend ist.

Wie haben Sie die Stadt kennengelernt?

Mit Mathias Harrebye-Brandt bin ich auch privat befreundet. Er ist dort aufgewachsen und hat mir vor dem Dreh schon sein Flensburg gezeigt. Das war ein Glücksgriff.

Interview: Kristina Heuer