„Das sagt euch Winnetou, der Häuptling der Apachen: Wer es wagt, den Frieden zu brechen, der beschworen wurde, stirbt!“ Es sind markige Sätze wie dieser, die Kinogängern und Fernsehzuschauern für immer in den Ohren klingen, wenn sie an „Der Schatz im Silbersee“ (Pfingstmontag, 6. Juni, 13.55 Uhr im ZDF) denken.
Mit würdevoller Gelassenheit in Körperhaltung und Blick vorgetragen, machte der damals 33-jährige Pierre Louis Baron Le Bris, kurz Pierre Brice, sich selbst und die Figur auf diese Weise zur Legende. Sechs Abenteuer mit Winnetou als Titelheld folgten, Brice schlüpfte von 1962 bis 1968 insgesamt elfmal in das Apachenkostüm. Zudem war er in späteren Jahren unter anderem bei den Festspielen in Elspe und Bad Segeberg als Winnetou zu sehen.
Hintergrund
Von der Rolle seines Lebens zu sprechen ist nicht übertrieben, seine 2004 erschienene Autobiografie nannte Brice „Winnetou und ich“. Wer würde da denken, dass er zum Kinostart von „Der Schatz im Silbersee“ im Dezember 1962 noch zu den größten Kritikern der Produktion gehörte?
Es sah lange so aus, als würde die 3,5 Millionen Mark teure Verfilmung nach einer Romanvorlage des Schriftstellers Karl May (1842 – 1912) zu einem ruinösen Misserfolg werden. Lange Zeit war einzig und allein der Edgar-Wallace-Produzent Horst Wendlandt („Die toten Augen von London“) von dem Projekt überzeugt. Immerhin war Karl Mays Wildwestroman „Der Schatz im Silbersee“ (1894) in Deutschland ein Verkaufsschlager. Trotzdem: „Ein deutscher Western? Das wird nichts!“, war sich der US-Schauspieler Lex Barker („Tarzan und das blaue Tal“) sicher, den Wendlandt für Winnetous Blutsbruder Old Shatterhand anfragte. Letztlich dürfte Barker aber unter anderem die rekordverdächtige Gage von 120.000 Mark überzeugt haben.
Bildergalerie: „Der Schatz im Silbersee“
Pierre Brice konnte nicht reiten
Winnetou sollte zuerst Horst Buchholz („Die glorreichen Sieben“) spielen, dann Christopher Lee („Dracula“). Ein gewisser Guy Williams („Zorro“) bekam schließlich den Zuschlag. Bis Wendlandt während der Berlinale 1962 wenige Wochen vor dem geplanten Drehbeginn im heutigem Kroatien den fast unbekannten Pierre Brice erspähte und für 42.000 Mark in Lohn und Brot nahm. Dass dieser sich anfangs kaum auf einem Pferd halten konnte, war egal. Zunächst wurde Brice gedoubelt, später unterwies ihn der geübte Hobbyreiter Barker.
Als Regisseur verpflichtete man Harald Reinl („Rosen-Resli“), der während und nach dem Dreh immer wieder den skeptischen Brice beruhigen musste. Der fand, Winnetou würde entschieden zu wenig reden – und überhaupt: Wer war dieser Karl May noch mal? In seiner Heimat Frankreich kannte niemand dessen Werke. Doch alle Sorge war unbegründet, Kritiker wie Publikum liebten „Der Schatz im Silbersee“. Der Film machte 6,4 Millionen Mark an den Kinokassen und konnte in über 60 Länder verkauft werden. Der Rest ist (Kultur-)Geschichte.