Ein scheinbar übermächtiger, aggressiver Mann, dessen Frau verschwunden ist und eine gruselige Villa voller Blut – der „Tatort: Das kalte Haus“ aus Dresden (am Pfingstmontag, 6. Juni, 20.15 Uhr im Ersten) setzt nach „Das Nest“ auch hier erneut auf Gänsehaut. Dabei behandelt er aber ein Thema, das spätestens seit der Urteilsverkündung im Prozess gegen Johnny Depp aktueller denn je ist.
Darum geht’s im „Tatort: Das kalte Haus“
Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) sind in Feierlaune. Ihre Schicht ist fast vorbei und um Mitternacht wollen sie auf Karins Geburtstag anstoßen. Doch plötzlich erhalten sie einen Auftrag von ganz oben: Der Staatsanwalt wendet sich ausgerechnet an die Mordkommission, um eine verschwundene Frau suchen zu lassen. Simon Fischer (Christian Bayer), der Ehemann der Vermissten, hat eine Anzeige aufgegeben. Wie sich herausstellt, ist Fischer ein hohes Tier in Dresden und lässt seine Beziehungen spielen.
Bei den Fischers angekommen, stehen Gorniak und Winkler vor verschlossener Tür. Übermütig dringen die beiden Kommissarinnen trotzdem in die Villa ein. Im Schlafzimmer finden sie ein Bett, welches von Blut durchtränkt ist. Doch von den Eigentümern fehlt jede Spur.
Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach), der wenig später ebenfalls am vermeintlichen Tatort eintrifft, outet sich als Fan der Vermissten. Kathrin Fischer (Amelie Kiefer) betreibt als „Die Glückssucherin“ einen YouTube-Kanal, bei dem sie Menschen in allen Lebenslagen berät. Dabei hätte die Psychologin wohl selber Hilfe am nötigsten gehabt. Denn wie eine Nachbarin berichtet, scheint Herr Fischer sehr gewalttätig zu sein.
Bildergalerie: „Tatort: Das kalte Haus“
Hintergrund
„Jeden Tag versucht ein Ehemann in Deutschland seine Frau umzubringen, jeden dritten Tag mit Erfolg“, erklärt Cornelia Gröschel als Kommissarin Leonie Winkler diesen Fall.
Häusliche Gewalt ist ein Thema, das traurigerweise aufgrund der ständigen Aktualität immer wieder ein Thema für den „Tatort“ ist. Regisseurin Anne Zohra Berrached sagt: „Nach dem ‚Tatort‘ mit Maria Furtwängler ‚Der Fall Holdt‚ wollte ich mich nochmal der Herausforderung stellen, einen Krimi zu machen, der nur einen Tatverdächtigen hat, sich auf besondere Weise dem Thema der häuslichen Gewalt stellt und das übergeordnete Thema des menschlichen Instinktes behandelt. Dieses Thema spiegelt sich auf verschiedenen Ebenen des ‚Tatort‘ wider.“
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Auch wenn der „Tatort: Das kalte Haus“ vom Gruselfaktor nicht an „Das Nest“ herankommt, so sorgt er dennoch für eine unheimliche Stimmung und viel Suspense: Die Stimme eines Mannes aus dem Off, der besitzergreifende Aussagen seine Frau betreffend äußert, eine schaurige Villa mit viel zu viel Blut, dramatische Musik – überhaupt ist diese Musik in diesem Fall durchweg gut gewählt – hinter jeder Ecke erwartet der Zuschauer eine zerfleischte Frauenleiche.
Zudem schafft es der Krimi mit gelungenen und bisweilen skurrilen Szenenwechseln, wie einem Geburtstagsständchen, diese Stimmung zu durchbrechen.
Die Abgründe einer toxischen Beziehung werden nach und nach enthüllt. Ist es Zufall, dass der Hauptverdächtige, der scheinbar gewalttätige Mann, in seinem Erscheinungsbild Johnny Depp ähnelt? Sicher ist auch gerade durch den Gerichtsprozess von Johnny Depp und Amber Heard dieses Thema aktueller und brisanter denn je. Denn auch in diesem „Tatort“ stellt sich die Frage: Wie erkennt man die Opfer und wie schaffen es diese, sich gegen übermächtige Männer zur Wehr zu setzen?