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Lisa Maria Potthoff: „Das ist die Gefahr der Schnelllebigkeit“

Lisa Maria Potthoff: „Das ist die Gefahr der Schnelllebigkeit“

Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff), Journalistin bei einer finanziell angeschlagenen Tageszeitung, recherchiert die Hintergründe eines verheerenden Brandes in einer Sozialbausiedlung., Die Journalistin Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff) und ihr Kollege Hans Buttke (Uwe Preuss) recherchieren die Hintergründe des Brandes in einer Sozialbausiedlung., Paula Oberländer-Schaffrath (Ulrike Kriener, r.) und Maren (Lisa Maria Potthoff, l.) stehen vor einem Dilemma: Maren hat einen Informanten ausfindig gemacht, der Dokumente eines Immobilienskandals um die Sozialbausiedlung anbietet. Im Gegenzug will er jedoch Geld., Maren (Lisa Maria Potthoff) und ihr Kollege Benno Frick (Christian Letkowski) streiten: Benno macht seiner Kollegin Vorwürfe, sie dagegen bezichtigt ihn, ihren Informanten ans Messer geliefert zu haben., Lisa Maria Potthoff als "Sarah Kohr" in der gleichnamigen Krimireihe., Lisa M. Potthoff als CEO eines Pharmakonzerns im Film "Eine riskante Entscheidung".
Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff), Journalistin bei einer finanziell angeschlagenen Tageszeitung, recherchiert die Hintergründe eines verheerenden Brandes in einer Sozialbausiedlung., Die Journalistin Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff) und ihr Kollege Hans Buttke (Uwe Preuss) recherchieren die Hintergründe des Brandes in einer Sozialbausiedlung., Paula Oberländer-Schaffrath (Ulrike Kriener, r.) und Maren (Lisa Maria Potthoff, l.) stehen vor einem Dilemma: Maren hat einen Informanten ausfindig gemacht, der Dokumente eines Immobilienskandals um die Sozialbausiedlung anbietet. Im Gegenzug will er jedoch Geld., Maren (Lisa Maria Potthoff) und ihr Kollege Benno Frick (Christian Letkowski) streiten: Benno macht seiner Kollegin Vorwürfe, sie dagegen bezichtigt ihn, ihren Informanten ans Messer geliefert zu haben., Lisa Maria Potthoff als "Sarah Kohr" in der gleichnamigen Krimireihe., Lisa M. Potthoff als CEO eines Pharmakonzerns im Film "Eine riskante Entscheidung". Credit: Foto: © ZDF /Christiane Pausch
Lisa Maria Potthoff im exklusiven Interview über ihren Mann, ihre Töchter, die Zukunft des Journalismus und ihren Film „Gefährliche Wahrheit“.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung betitelte sie als „Die einzig wahre Actionheldin im deutschen Fernsehen“. In ihrer Paraderolle als „Sarah Kohr“ übernimmt Schauspielerin Lisa Maria Potthoff in der gleichnamigen Krimireihe alle Stunts selbst und verzichtet auf Doubles. Dafür lernte die 43-Jährige eigens Kickboxen und die Kampfsportart Krav Maga. Zuletzt überzeugte sie im ZDF-Film „Eine riskante Entscheidung“ als CEO eines Pharmakonzerns. Nun kommt sie in „Gefährliche Wahrheit“ (Montag, 25. April, 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek) als Journalistin einer großangelegten Verschwörung auf die Spur.

Darum geht’s in „Gefährliche Wahrheit“

Die Journalistin Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff) und ihr Kollege Hans Buttke (Uwe Preuss) recherchieren zu einem Brand in einer Sozialbausiedlung bei dem drei Menschen starben. Eines der Opfer war ein kleiner Junge. Das Thema ist hochbrisant, da die zuständige Immobilienfirma im Verdacht steht, den Brandschutz vernachlässigt zu haben. Während Marens Chefin Paula Oberländer-Schaffrath (Ulrike Kriener) mit den Finanzproblemen der Zeitung zu kämpfen hat, möchte die junge Redakteurin Sarah Karimi (Almila Bagriacik) mit möglichst reißerischen Headlines die Aufmerksamkeit der Zuschauer gewinnen. Da erhält Maren Hinweise, die die Tragödie in ein neues Licht rücken.

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Lisa Maria Potthoff im Interview

GOLDENE KAMERA: Normalerweise sprechen wir ja über Ihre Arbeit als Schauspielerin. Jetzt aber geht es um meinen Beruf. Im Film „Gefährliche Wahrheit“ stellen sie eine Journalistin dar. Hätten Sie sich diesen Beruf auch privat vorstellen können?

Er stand nie auf meiner Agenda. Nicht etwa, weil ich ihn nicht interessant finde, sondern weil ich, auch laut meiner Eltern, schon immer Schauspielerin werden wollte. Aber mein Mann ist Journalist.

Arbeitet Ihr Mann Torsten Berg nicht in erster Linie als Produzent?

Das schon, aber er ist gelernter Journalist. Er hat Politik studiert und für diverse Zeitungen geschrieben. Auch heute muss er im Doku-Filmbereich für seine politischen und gesellschaftspolitischen Filme gründlich recherchieren.

Die Zeitung, für die Sie im Film arbeiten, ist finanziell angeschlagen. Zudem wird dargestellt, wie schwierig es ist, seriösen Journalismus aufrecht zu erhalten. Wie informieren Sie sich? Kaufen Sie noch eine Tageszeitung?

Ich habe zwei Tageszeitungen als App auf dem Handy. Mein Mann ist da anders. Er will das Papier in der Hand spüren und die Fingerkuppen müssen schwarz werden. Seine Zeitung habe ich dann zusätzlich als App abonniert, was natürlich eigentlich Quatsch ist (lacht).

Glauben Sie, dass der Journalismus noch zu retten ist?

Er ist auf jeden Fall noch zu retten, ich denke, er muss nicht gerettet werden, er verändert sich nur radikal. Wir müssen aufpassen, dass er sich auch zum Guten verändert und nicht nur oberflächlicher und weniger fundiert wird. Das ist die Gefahr der Schnelllebigkeit. In Ruhe eine Nachricht zu generieren und einer Recherche auch mal Zeit geben, das wird für Journalisten immer schwieriger.

Zumal, so wie im Film, auch absichtlich „Fake News“ verbreitet werden.

Es ist schwer zu unterscheiden, was seriöse und gut recherchierte Nachrichten, und was Meinungen sind. Es gibt einen Ozean an Möglichkeiten, sich zu informieren. Das fängt ja schon bei den Kindern an. Meine 13-jährige Tochter sagt: „Mama das stand so im Internet.“ Da muss ich dann gegenhalten und ihr immer wieder erklären, dass längst nicht alles stimmt und sie genau gucken muss, was sie liest und woher dieser Journalist seine Informationen hat. Früher gab es die Konstante 19 Uhr „heute“-Nachrichten, 20 Uhr „Tagesschau“ und dann gab es 23 Stunden nichts. Heute bekommt man jede Sekunde Push-Mitteilungen aufs Handy und weiß kaum noch, ob es Nachrichten sind oder ob nur irgendein Blogger etwas in die Welt hinausposaunt.

Sie waren nur ein Jahr älter als ihre ältere Tochter, als sie bereits für „Derrick“ vor der Kamera standen. Wollen Ihre sieben- und 13-jährigen Töchter in Ihre oder in die Fußstapfen des Vaters treten? Wie fänden Sie es, wenn eine von ihnen Journalistin, Schauspielerin oder vielleicht auch eine Mischung aus beiden, also beispielsweise Influencerin werden würde?

In erster Linie sollen sie das machen, worauf sie wirklich Lust haben und wofür sie brennen. Meine ältere Tochter kriegt da schon viel mit. Die Stars, die sie toll findet, existieren nur auf TikTok, die kenne ich teilweise gar nicht mehr. Trotzdem sollen sie selber entscheiden, wohin es geht. Journalistin und Schauspielerin sind sicher keine einfachen Jobs und ich würde mir vielleicht auch Sorgen machen, aber ich würde den Teufel tun, mich da einzumischen.

Gibt es denn etwas, was Lisa Maria und Maren gemein haben?

Marens Hartnäckigkeit an Dingen dran zu bleiben, wenn sie denkt, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Das kenne ich auch schon sehr von mir. Da kann ich total andocken.

Im Film setzt ihre Kollegin Sarah (gespielt von „Tatort“-Star Almila Bagriacik) auf reißerische Headlines, da diese einfach mehr klicken würden. Welches war die schlimmste Zeile, die Sie je über sich lesen mussten?

Bei einer Besprechung über einen Film über Zivilcourage hat ein Journalist getitelt „TV-Star rettet Mann vor Hooligans“. Dabei bin ich nur einem Mann, der zusammengeschlagen wurde, zur Hilfe geeilt und habe den Krankenwagen gerufen. Mir wurden Sätze in den Mund gelegt, wie: „Der Arzt meinte, der Mann wäre ohne mich gestorben.“ Das war eine totale Lüge, ich habe damals nie mit einem Arzt gesprochen und wusste auch gar nicht, wer es auf den Mann abgesehen hatte. Keine Ahnung, ob es Hooligans waren. Das hat mich schon sehr geärgert. Solche veränderten Zitate und Erfahrungen führen dazu, dass Kollegen mit bestimmten Zeitungen nicht mehr sprechen oder sehr genau gegenlesen. Auf der anderen Seite kann ich es verstehen, dass es Sie als Journalist nervt, wenn Schauspieler so penibel bei der Zitatfreigabe sind.

Könnten Sie sich vorstellen, dass aus dem Film eine Reihe wird?

Bisher ist meines Wissens nichts geplant. Ich mag die Figur und habe sie sehr gerne gespielt. Das Spannungsfeld des Films ist ja das Aufeinandertreffen des modernen Journalismus auf den, ich nenne es mal: analogen Journalismus. Mich hat es insbesondere gereizt, wie diese beiden Frauentypen gegenübergestellt wurden: Eine junge Frau, die schnell und oberflächlicher mit Meldungen umgeht, im Gegensatz zu ihrer älteren Kollegin. Wenn es ein Sequel geben würde, würde ich, wenn das Drehbuch stimmt, sicher nicht nein sagen.

„Sarah Kohr“, „Herzogpark“, „Eberhofer-Krimis“ – Hätten Sie da wirklich noch Platz für eine weitere Reihe?

(lacht) Stimmt, da sollte man vielleicht irgendwann sagen: „Es reicht“.

Interview: Kristina Heuer