Tote Tiere, Trampermord und tosendes Unwetter – der „Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes“ (Sonntag, 10. April, 20.15 Uhr im Ersten) setzt stärker auf Schockszenen als auf Spannung.
Darum geht’s im „Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes“
An der Ostsee wütet ein Orkan. Als in einem Wald eine Eiche umkippt, kommt zwischen den Wurzeln ein Schädel zum Vorschein, der von Michael Mertins (Stefan Kurt) entdeckt wird. Mit Hilfe von Computertechnik kann das Gesicht des Toten rekonstruiert werden. Dieser Anblick lässt Kommissar Borowski (Axel Milberg) das Blut in den Adern gefrieren. Er kannte das Opfer, es ist seine erste große Liebe Susanne Hansen (Mina Rueffer). Am 5. September 1970 wollte er mit ihr zum legendären „Love-and-Peace“-Festival von Jimi-Hendrix nach Fehmarn fahren. Doch als das Wetter auf dem Weg dorthin schlecht wurde, begann das Paar sich zu streiten. Kurzerhand fuhr Susanne alleine per Anhalter weiter und wurde seitdem vermisst.
Borowski beschäftigt dieser Fall noch immer sehr stark. Er ist entschlossener denn je, dem Vater des Opfers endlich den Mörder zu präsentieren und stürzt sich auf jeden noch so kleinen Hinweis. Eigentlich müsste er aber wegen Befangenheit vom Fall abgezogen werden. Zunächst drückt seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) ein Auge zu und behält Borowskis persönliche Beteiligung für sich. Doch als Borowski immer mehr Alleingänge wagt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihn bei ihrem Chef Roland Schladitz (Thomas Kügel) zu melden.
Doch dann tritt unter einer weiteren Eiche ein zweites Skelett zu Tage. Haben die Ermittler es hier mit einem Serienmörder zu tun?
Hintergrund
Der Film wurde bereits im Herbst 2019 gedreht, Regie führte Nicolai Rohde, das Drehbuch stammt von Patrick Brunken und Torsten Wenzel.
Der junge 16-jährige Borowski wird von Axel Milbergs Sohn August gespielt. Dieser erklärt seine Besetzung so: „Mein Vater kam eines Tages zu mir und meinte, der Fernsehproduzent hätte eine Idee, den jungen Borowski vielleicht mit mir zu besetzen und ob ich mir das vorstellen kann. Ich hatte keinerlei schauspielerische Erfahrung und war recht schüchtern, doch nach langem Hin- und Herüberlegen entschied ich mich, das Casting für den Film anzutreten.“
Ist August vielleicht auf den Geschmack gekommen und wird in die Fußstapfen seines berühmten Vaters treten? „Der Das Drehen hat mir wahnsinnig Spaß gemacht und ich war am Ende traurig, dass es vorbei war. Doch stehe ich, ehrlich gesagt, nicht gerne im
Rampenlicht,“ so der 18-Jährige. Axel Milberg hätte aber nichts dagegen: „Wenn er nach seiner Schulzeit, die er in diesen Monaten abschließen wird, tatsächlich Schauspieler werden will, tja, dann soll er’s versuchen. Er malt, spielt Gitarre, liebt Sport und liest Nietzsche.“
Zu dieser besonderen Situation seiner Rolle sagt Axel Milberg: „Borowski spürt am Anfang, wenn er ahnt, wer das tote Mädchen ist, natürlich eine Aufregung, aber nicht Schmerz oder Entsetzen. Das war in den Wochen und Monaten nach ihrem Verschwinden, aber das ist vorbei. So beginnt er zielstrebig zu ermitteln und wartet darauf, dass die Trauer von damals ihn überfällt.“
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Borowski ist noch nachdenklicher als je zuvor, schließlich ist er doch selbst betroffen. Doch irgendwie fühlt der Zuschauer nicht so richtig mit ihm mit. Zu tragend, zu viele tote Tiere, zu lange Szenen und zu reißerisch ist die Gewaltdarstellung gegen Frauen – das alles lenkt von Borowskis innerem Kampf ab. Er ermittelt verbissener denn je. Leider tragen diese Kammerspielartigen Verhöre aber nicht zur Spannung bei. Wenngleich der Wald und die Vergangenheit düster erscheinen und die blutigen Eingeweide dem einen Kontrast setzen, so kann diese gelungene Inszenierung nicht über die Längen des Films hinwegtäuschen.
Trotzdem kommen die Borowski / Milberg- Fans auf ihre Kosten. Schließlich ist es zweifelsohne der persönlichste Fall des Kommissars. Aber gerade, wenn die Ermittler neue Seiten von sich preisgeben ist Vorsicht geboten, dass die Zufälle nicht zu offensichtlich sind. Dieser Fall bekommt nur gerade so haarscharf die Kurve.