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Ein verdächtiges Rotkäppchen im Münchner „Tatort: Kehraus“

Ein verdächtiges Rotkäppchen im Münchner „Tatort: Kehraus“

Silke Weinzierl (Nina Proll) im Verhör., Silke Weinzierl (Nina Proll) und Ivo Batic (Miroslav Nemec, rechts) reden, Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) im Hintergrund., Silke Weinzierl (Nina Proll) tanzt im Fasching in Irmis Stüberl., Silke Weinzierl (Nina Proll) geht wütend von Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) weg.,
Silke Weinzierl (Nina Proll) im Verhör., Silke Weinzierl (Nina Proll) und Ivo Batic (Miroslav Nemec, rechts) reden, Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) im Hintergrund., Silke Weinzierl (Nina Proll) tanzt im Fasching in Irmis Stüberl., Silke Weinzierl (Nina Proll) geht wütend von Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) weg., Credit: Foto: © BR/Lieblingsfilm GmbH/Peter Nix
Faschingsstimmung mit Batic und Leitmayr im Münchner „Tatort: Kehraus“. Wer hat das Opfer die Treppe heruntergestoßen? Die Aufklärung überrascht!

Fasching, Karneval oder Faslam? Kann man in Zeiten der Pandemie und angesichts des Kriegs in der Ukraine noch unbeschwert feiern? Dieses Jahr dürften viele diese Feste ausfallen lassen. Da kann es vielleicht ein Trost sein oder aber merkwürdig fremdartig wirken, die Münchner Kommissare im „Tatort: Kehraus“ (Sonntag, 27. Februar, 20.15 Uhr im Ersten) zwischen lustigem Partyvolk ermitteln zu sehen.

Darum geht’s im „Tatort: Kehraus“

Es ist Fasching in München: Während die Kollegen des Kommissariats immer närrischer werden und selbst Ivo Batic (Miroslav Nemec) sich zwei (verkleidete) flotte Bienen angelt, wird auf den Stufen am Isarhochufer ein toter Mann gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass er nicht von alleine die Treppe heruntergefallen ist.

Bei dem Opfer handelt sich um einen 70-jährigen Goldhändler, der zuletzt in einem Tanzlokal ganz in der Nähe des Tatorts gesehen wurde. Er soll sich dort mit einem als amerikanischer Ureinwohner verkleideten Mann und einem Rotkäppchen gestritten haben. Batic und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) finden die Frau im roten Umhang, aber für eine Befragung ist sie eindeutig zu betrunken. Kurzerhand sperren die Ermittler Silke Weinzierl (Nina Proll), wie das Rotkäppchen heißt, in eine Ausnüchterungszelle. Am nächsten Tag kann die Frau ihnen nicht weiterhelfen. Sie behauptet das Opfer nicht zu kennen.

Anhand eines Fotos stellen die Ermittler fest, dass Weinzierl lügt. Sie verbrachte sogar die Nacht bei dem Opfer. Mit dessen Tod scheint die Frau dennoch nichts zu tun zu haben. Aber was verbirgt sie?

Hintergrund

Die österreichische Schauspielerin Nina Proll, die hier als Silke Weinzierl zu sehen ist, kennen die Zuschauer vor allem in ihrer Paraderolle als Nico aus der Serie „Vorstadtweiber“. Im „Tatort: Die harte Kern“ aus Weimar machte sie als knallharte Ex von Kurt Stich (Thorsten Merten) eine gute Figur. 2018 erhielt Proll den österreichischen Filmpreis „Romy“ in der Kategorie Beliebteste Schauspielerin Kino/TV-Film.

„Die Rolle des Rotkäppchens ‚Silke Weinzierl‘ hat mich schon beim Lesen fasziniert. Sie hat alles, wovon man als Schauspieler träumt: Tragik, Komik, Stärke, Schwäche, Verzweiflung, Trotz, Frechheit und Sinnlichkeit,“ so Proll. Gemeinsam mit Regisseurin Christine Hartmann habe sie versucht, ihr gerecht zu werden. Zudem sagt sie: „Man wird zwar das Gefühl nicht los, dass ihre Geschichte nicht gut ausgeht, trotzdem hofft man, dass sie es schafft und dass sie am Ende durchkommt. Der Fasching in München spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Er hat – ähnlich wie Silke – seine besten Zeiten hinter sich und wirkt beinahe wie ‚aus der Zeit gefallen‘. Mich hat beim Ansehen des Filmes eine eigentümliche Sehnsucht nach den 1980ern ergriffen.“

GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…

Ohne Frage trägt Nina Proll diesen „Tatort“. Diese eigensinnige, eigentlich verzweifelte Frau, die sich ihrem Schicksal nicht ergeben, sondern stolz ihr eigenes Ding machen will, verkörpert Proll sehr gekonnt.

In diesen Zeiten wirkt dieses Partyvolk aber fremdartig. Zudem wissend, dass Proll am Tag der Ausstrahlung in der Wiener Innenstadt als Rednerin bei einer Demo gegen die Corona-Regeln auftritt (wenngleich dies natürlich nichts über ihre schauspielerischen Fähigkeiten aussagt) könnte dem Fall zudem einen weiteren Beigeschmack geben.

Die Frau, die sie darstellt, ist faszinierend. Es kann mit ihr mitgefiebert werden. Die schlagfertigen Dialoge, die Wendungen, die Motivation der einzelnen Figuren und das gelungene Ende machen den „Tatort“ aus München gewohnt sehenswert.

Nachdem unerwarteten Abschied von Anna Schudt aus dem Dortmunder „Tatort“ tut es gut zu sehen, dass Batic und Leitmayr vertraut routiniert ihre üblichen Ermittlungen führen und doch auch immer wieder kleine, neue Aspekte einbringen. Hoffentlich bleiben diese „alten Hasen“ uns wenigstens noch recht lange erhalten.