Ohne Frage, Johanna Wokalek versteht es, ernste, undurchsichtige Charaktere zu verkörpern. Ihr ist es zu verdanken, dass der ansonsten durchschnittliche „Tatort: Saras Geständnis“ (Sonntag, 13. Februar, 20.15 Uhr im Ersten) Tiefe bekommt.
Darum geht’s im „Tatort: Saras Geständnis“
Sara Manzer (Johanna Wokalek) wird nach knapp sechs Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Nach ihrem Geständnis war sie wegen Totschlags an ihrem Vater verurteilt worden. Ihre Freundin Marlene Hopp (Sophie Lutz), die sie zunächst bei sich aufnimmt, überrascht sie mit einer kleinen Feier. Alle für Sara wichtigen Menschen sind gekommen: ihre Tochter Evi (Samirah Breuer), ihr Ex-Mann Derek (Michael Klammer) mit neuer, schwangeren Frau und ihre ehemalige Mitinhaftierte Ines Kaiser (Annette Strasser) und ihr Mann Robert (Atef Vogel). Doch während der Feier wird Sara von einem fremden Mann gestört.
Am nächsten Tag wird genau dieser Mann erstochen aufgefunden. Das Opfer heißt Benno Rose und war ein ehemaliger Polizist. Rose war damals der erste Beamte am Tatort von Saras Vater gewesen. Warum hatte er kaum nach Saras Haftentlassung neun Mal versucht sie am Telefon zu erreichen und suchte sie zudem sogar bei ihrer Freundin auf?
Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) rollen den Fall von damals neu auf. Tobler kennt Sara noch aus Schulzeiten. Sie war die, wie sie sie nennt, „Schulhofprinzessin“ und ihre Familie sehr wohlhabend. Kurz vor seinem Tod hat der Vater seinen Freiburger Verlag verkauft und Zeugen hatten Sara und ihn bei einem Streit beobachtet. Die Ermittlungen führte damals Werner Bauder (Werner Wölbern), ein inzwischen in Rente lebender Polizist, auf den Berg nicht gut zu sprechen ist. Je weiter die beiden Kommissare in die Vergangenheit eintauchen, auf desto mehr Ungereimtheiten stoßen sie.
Hintergrund: Johanna Wokalek spielt Sara
Schauspielerin Johanna Wokalek ist eine gebürtige Freiburgerin. Sie lernte am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und überzeugte noch während ihres Studiums im Film „Aimée & Jaguar“. 2003 heimste sie mit ihrer Rolle in „Hierankl“ diverse Preise ein, 2004 spielte sie neben Til Schweiger im Film „Barfuss“ mit. Außerdem war sie in Filmen wie „Der Baader Meinhof Komplex“, „Die Päpstin“, „Nordwand“ und „Anleitung zum Unglücklichsein“ zu sehen. Für „Landgericht – Geschichte einer Familie“ wurde sie 2018 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Zudem wirkte sie in einem Musikvideo von Depeche Mode mit. Wokalek lebt mit ihrem Mann, dem Dirigenten Thomas Hengelbrock und ihrem Sohn in Paris.
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Wenn Johanna Wokalek in einem „Tatort“ mitwirkt, dürfte die Erwartungshaltung der Zuschauer, die sie kennen und schätzen, groß sein. Schließlich ist sie ist eher keine Frau für leichte Kost. Und tatsächlich schafft es die Charakterschauspielerin uns mit einer unangepassten Hauptfigur zu verwirren. Ihre Rolle und ihr Spiel sind so undurchsichtig und berührend, dass wir mitfiebern. Dabei lässt sich Sara nicht in die Karten gucken.
Ohne Frage hätte sie den ganzen Fall auch alleine tragen können. Nur tut sie das leider nicht. Und das ist vielleicht genau das Problem. Sara hätte noch mehr Raum zugestanden, so aber lenken die weiteren Nebenschauplätze, vielen Anspielungen und weiteren Figuren ab. Die Diskrepanz zwischen einer in sich gekehrten, teilnahmslosen, verurteilten Mörderin und der doch sehr routinierter und eher langatmiger Polizeiarbeit ist groß. Zwar verstehen es auch die beiden Ermittler eine bedrückende Stimmung zu transportieren, die wie, im wahrsten Sinne des Wortes, Hundescheiße an ihnen klebt. Aber dennoch kann dieser Fall nicht genug fesseln.