Henry Hübchen fasst es zusammen: „Drei Leute, ein Haus, ein See“. Und tatsächlich brauchte es auch nicht mehr, um den beeindruckenden und zudem berührenden Film „Ein Leben lang“ (Mittwoch, 26. Januar, 20.15 Uhr im Ersten und bereits in der Mediathek) entstehen zu lassen.
Darum geht’s in „Ein Leben lang“
Elsa (Corinna Kirchhoff) ist genervt. Schon hundert Mal hat sie ihrem Mann erklärt, dass sie ihr Sommerhaus verkaufen wollen. Deshalb sind sie dorthin gefahren, um es zu entrümpeln und auf Vordermann zu bringen. Doch Arthur (Henry Hübchen) reagiert erneut entsetzt und traurig. Er hänge doch an dem Haus. Doch Elsa informiert ihn geduldig, dass sie das Geld für das Heim, das er sich ausgesucht hat und in dem er leben soll, benötigen.
Dann bricht es aus ihr heraus: „Ich kann nicht mehr. Tagsüber schläfst Du und nachts unternimmst du gefährliche Sachen. Und die Hälfte der Zeit verwechselst Du mich mit der Frau, für die Du mich verlassen hast.“ Tatsächlich hatte sich Arthur vier Jahre zuvor von seiner Frau getrennt, um mit einer deutlich jüngeren Frau zusammen zu leben. Als er dann aber krank wurde, war Elsa, die auf dem Papier noch seine Frau ist, gefragt. Trotzdem überrascht er sie immer wieder mit einem plötzlich wachen Verstand und liebevollen Gesten.
Alleine können sie die Reparaturen am Haus nicht bewerkstelligen, also beauftragen sie den einzigen Handwerker im Ort. Sorin (Eugen Knecht) ist ausgerechnet der Mann, den Elsa tags zuvor beim Stehlen ihrer Quitten und Birnen im Garten erwischt hatte.
Während sie weiter Klamotten und Erinnerungsstücke aussortiert, freunden sich die beiden Männer an. Arthur, der einst ein gefeierter Schlagerstar war, beginnt sogar mit Sorin zusammen zu musizieren. Als die beiden aber eine Flasche Bier öffnen, zieht das unangenehme Konsequenzen nach sich.
Hintergrund
„Es geht um eine lange Beziehung, die jetzt auf die Probe gestellt wird“, erklärt Henry Hübchen den Film. Über den Regisseur Till Endemann äußert sich der Schauspieler voller Lob: „Er ist sehr angenehm. Er beobachtet uns genau und gibt sensible Hinweise.“
Hübchen habe die Rolle auch wegen der Vielseitigkeit übernommen: „Das ist auch ein Grund, warum ich das gerne gemacht habe: Ich spiele nicht nur einen dementen Mann, sondern auch einen Schlagersänger, der mal Erfolg hatte.“ Gleichzeitig gab es beim Spiel dieser Krankheit auch Vorteile für Hübchen am Set. Scherzend sagt er: „Ich konnte mich immer rausreden, wenn ich nicht auf der richtigen Markierung stand oder den Text nicht wusste. Ich bin ja dement. Super Rolle!“
Derzeit sind ca. 1,6 Millionen Menschen in Deutschland von Demenz betroffen.
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Zunächst beginnt „Ein Leben lang“ noch gemächlich, steigert sich aber in eine ernste, melancholische Stimmung, die immer wieder von einer gewissen Leichtigkeit unterbrochen wird.
Sehr authentisch wird eine berührende Lebensgeschichte zweier Menschen erzählt, die zwischen Romantik und Tragik schwankt. Diese gefühlvolle Reise der beiden geht einem nahe und ist sehr dicht am Leben. Das hervorragende Schauspieler-Duo Kirchhoff und Hübchen gibt bravourös unterschiedlichste Facetten verschiedenster Emotionen zum Besten. So vollbringen diese Vollblutschauspieler wahre Glanzleistungen und wirken in jeder Sekunde glaubhaft.
Der Film macht nachdenklich, ist schön und traurig zugleich und wirft spannende Fragen auf. Die Liebe, die Moral – alles steht auf dem Prüfstand…