Eine Überraschung zum Fest: Im Weihnachts-„Tatort: Alles kommt zurück“ (Sonntag, 26. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten) heißt das für Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) allerdings eine böse Überraschung.
Darum geht’s im „Tatort: Alles kommt zurück“
Still und heimlich wollte sich die eigentlich in Göttingen ansässige Ermittlerin in Hamburg mit einem Mann treffen: ein Date im Dunkeln im Fünf-Sterne-Hotel „Atlantic“.
Als Lindholm in der berühmten Nobelherberge ins Bett ihres Liebhabers schlüpft, ist dieser leider nicht mehr heiß, sondern eiskalt. Tot. Brutal ermordet. Für Lindholm doppelt prekär, denn für ihre Hamburger Kollegen Ruben Delfgau (Jens Harzer) und Jana Zimmermann (Anne Ratte-Polle) ist sie selbst dringend tatverdächtig. Von den beiden in die Enge getrieben, ermittelt sie auf eigene Faust – und irrt dabei durch das „Atlantic“, wo gerade ein Casting für Udo-Lindenberg-Doppelgänger stattfindet. Kann ihr der echte Udo bei der Jagd nach dem Mörder helfen?
Und welche Rolle spielen in diesem Fall Zuhälter, Prostituierte, Karaokeclubs und die Reeperbahn?
Hintergrund
Maria Furtwängler hat den ungewöhnlichen Krimi mit ihrer eigenen, 2017 gegründeten Produktionsfirma „Atalante“ umgesetzt. „Ich wollte nicht nur ein paar ‚Tatort‘-Ideen beisteuern, sondern die Entwicklung und Gestaltung der Geschichte eines Krimis mit Udo Lindenberg im Hotel ‚Atlantic‘ übernehmen“, verrät sie im Gespräch. „Dass ich dafür Detlev Buck gewinnen konnte, der zum letzten Mal vor rund 20 Jahren etwas für das Fernsehen gedreht hat, sowie den österreichischen Drehbuchautor Uli Brée, dessen skurriler Humor mich sehr anspricht, war ein großer Gewinn.“
Warum fehlt diesmal Florence Kasumba, die Kollegin aus dem „Tatort: Göttingen“? Furtwängler klärt auf: „Weil es ein Fall gleichsam vom anderen Stern ist und wir ‚udobedingt‘ nach Hamburg mussten, haben wir hier eine Ausnahme gemacht und Kollegin Kasumba und ihren von Daniel Donskoy gespielten Mann nicht eingebunden.“
Ein neuer gemeinsamer Krimi sei geplant, die Drehbucharbeit gestalte sich allerdings kompliziert. In dem aktuellen Fall, sagt Furtwängler, stolpere die Kommissarin wie Alice im Wunderland in einem „blauen Kleidchen“ durch eine „Parallelwelt voller merkwürdiger Figuren“, während überall der „omnipräsente und doch nie ganz sichtbare Udo Lindenberg“ throne. „Für den Film war es ein extremer logistischer Vorteil, dass wir während des Lockdowns im quasi menschenleeren Hotel ‚Atlantic‘ drehen konnten“, sagt Furtwängler. Wenn dieser Krimi beim Publikum ankomme, könne sie sich gut vorstellen, noch mal eine „außergewöhnliche Idee“ zu entwickeln, mit der sie den NDR vielleicht überzeugen könne.
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Ein aufsehenerregender Fall, ein hochkarätiges Ensemble, Starregisseur Detlev Buck und Udo Lindenberg gleich in mehrfacher Ausfertigung – dieser Weihnachts- „Tatort“ fährt wirklich viel auf. Ob er für die Zuschauer auch zur gelungenen Überraschung wird, bleibt trotzdem fraglich: Zu verwirrend ist die Handlung, zu wenig in den Fall integriert das Udo-Lindenberg-Doppelgänger-Casting, zu selten der echte Udo zu sehen. Er tritt lediglich dreimal kurz auf, wobei er zweimal Songs promotet. Dieser „Tatort“ mag künstlerisch wertvoll und ästhetisch anspruchsvoll sein, inhaltlich ist er weder spannend noch fesselnd. Mehr Schein als Sein.