Einige Fans sind sicherlich schon sehr gespannt darauf, wie sich Corinna Harfouch als Nachfolgerin von Meret Becker im Berliner „Tatort“ anstellen wird. Doch noch bevor wir sie im nächsten Jahr als Kommissarin erleben dürfen, gehört sie jetzt im Münchner Fall „Wunder gibt es immer wieder“ (Sonntag, 19. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten) erst Mal zum Kreis der Verdächtigen. Und auch diese Rolle kann sich sehen lassen: Unsere GOLDENE KAMERA-Preisträgerin von 2007 spielt eine Nonne, die alles tun würde, um ihr Kloster zu retten.
Darum geht’s im „Tatort: Wunder gibt es immer wieder“
Er sieht so aus, als würde er schlafen. Behutsam versucht der Schaffner den Mann am Münchner Bahnhof zum Aussteigen zu bewegen. Doch als er ihn anfasst, kippt der Mann einfach um. Der Fitness-Tracker des Toten verrät, dass der Mann nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, zudem ist sein Körper von Hämatomen übersät.
Ivo Batic (Miroslav Nemec, links) und Franz Leitmayr (Udo Wachveitl) erfahren, dass das Opfer Wirtschaftsprüfer war. Sein Mörder hatte ihm ca. 15 bis 18 Stunden vor dem Tod ein Pflanzengift verabreicht. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Mann im Voralpenland in einem Kloster, in dem er sowohl die Bücher kontrollierte, als auch private Erholung suchte.
Kurzerhand begeben sich die Kommissare dorthin. Die Priorin Schwester Barbara (Corinna Harfouch) kann den beiden nicht weiterhelfen. Sie ist vollauf damit beschäftigt, seltsamen Männer, die vom Vatikan gesandt wurden, Rede und Antwort zu stehen. Auf die Frage der Kommissare, was es mit dieser Befragung auf sich habe, erhalten sie von den Schwestern stets die gleiche Antwort: „Kircheninterne Angelegenheit!“
Keine der Nonnen – weder Antonia (Maresi Riegner), Julia (Christiane Blumhoff), Jacoba (Petra Hartung), Klara (Constanze Becker) noch Angela (Ulrike Willenbacher) – kann oder will den Ermittlern weiterhelfen. Alle scheinen große Angst zu haben, dass das Kloster geschlossen werden könnte.
Dann finden Batic und Leitmayr heraus, dass auch der Hausmeister Friedrich Neubauer (Aurel Manthei) eine dunkle Vergangenheit hat.
Hintergrund
Das Klostersterben ist ein reales Problem für die Kirche. Die Dreharbeiten fanden im vor zwei Jahren geschlossenen Karmeliten-Kloster Reisach in Oberaudorf statt. „Es atmet eine besondere Atmosphäre und man spürt noch den Geist der Ordensleute, die dort bis vor Kurzem lebten“, so Produzentin Annie Brunner von Roxyfilm. Sie erklärt, wie wichtig es für den Film war authentische und nicht aus der Zeit gefallene Nonnen zu zeigen: „Im Rahmen unserer Recherche haben wir dazu mit Schwestern unterschiedlichster Orden gesprochen, die über das Klosterleben und –sterben offen berichtet haben.“
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Dubiose Herrn, die vom Vatikan gesandt wurden, eine Nonne, die an der Börse spekuliert und ein Kommissar ohne Handyempfang, den furchtbare Albträume plagen. Es ist, als würde „Rosemaries Baby“ auf „Um Himmels Willen“ treffen – eine Geschichte mit Horrorelementen und auch sehr weltlichen Problemen, die an einem traumhaft schönen Ort gefilmt wurde. Ein Kloster als Dreh- und Angelpunkt passt gut zu den Münchner Kommissaren, die von Miroslav Nemec und Udo Wachveitl wieder sehr glaubwürdig dargestellt wurden. (Einziges Manko: Im letzten Fall „Dreams“ litt Leitmayr unter Schlafstörungen – Warum diesmal Batic?)
Auch Corinna Harfouch kann als Nonne überzeugen und bietet schon mal einen Vorgeschmack, wie sie sich in die „Tatort“-Reihe einfinden wird.
Insgesamt macht sich im Kloster mit den ungebetenen Gästen, umherschleichenden Katzen und vergifteten Getränken eine sehr seltsame Stimmung breit. Diese wird durch die ruhige Erzählweise, das sehr gute Timing und die gelungene Inszenierung verstärkt. Von der Spannung her gibt es zwar noch Luft nach oben, aber die Geheimniskrämerei im Kloster macht neugierig und der Grusel fühlt sich real an.