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Das Drama „Kaiserspiel“ über den Machtmenschen Bismarck

Das Drama „Kaiserspiel“ über den Machtmenschen Bismarck

Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles: Von links: Kronprinz Friedrich Wilhelm (Holger Daemgen), Wilhelm I. (Peter Meinhardt), Großherzog von Baden (Bořek Slezáček)., Ex-Kaiserin Eugénie de Montijo (Marie Anne Fliegel, r.) trifft 1919 die Tochter Kaiser Wilhelms I., Luise von Baden (Petra Kelling, l.)., Der französische Kaiser Napoleon III. (Hubertus Hartmann, r.) ergibt sich Otto von Bismarck (Thomas Thieme, l.).
Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles: Von links: Kronprinz Friedrich Wilhelm (Holger Daemgen), Wilhelm I. (Peter Meinhardt), Großherzog von Baden (Bořek Slezáček)., Ex-Kaiserin Eugénie de Montijo (Marie Anne Fliegel, r.) trifft 1919 die Tochter Kaiser Wilhelms I., Luise von Baden (Petra Kelling, l.)., Der französische Kaiser Napoleon III. (Hubertus Hartmann, r.) ergibt sich Otto von Bismarck (Thomas Thieme, l.). Credit: Foto: © ZDF/Stanislav Honzík
„Kaiserspiel“ (Dienstag, 14. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF) mit Preisträger Thomas Thieme erzählt, wie Bismarck 1871 den deutschen Nationalstaat schmiedete.

Darum geht ’s im Dokudrama „Kaiserspiel“

Es ist ein Jahrhundertereignis, das ziemlich zügig über die Bühne geht. Nur widerwillig lässt sich Preußens König Wilhelm am 18. Januar 1871 im Schloss von Versailles zum „Deutschen Kaiser“ ausrufen, wobei er ein Gesicht macht, als führe man ihn aufs Schafott. Der Herrscher lehnt die neue Würde ab, beharrt auf dem Titel „Kaiser von Deutschland“ und spricht noch am Vorabend vom „unglücklichsten Tag meines Lebens“. Bei der Zeremonie zögern die Landesfürsten, Wilhelm hochleben zu lassen, auch weil die Reichsgründung sie Macht und Einfluss kostet. Am Ende dieses traurigen Akts schreitet der König wortlos am preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck vorbei, der die Inthronisierung hinter seinem Rücken eingefädelt hat. Tief gekränkt notiert Bismarck dazu: Er habe als politischer „Geburtshelfer mehrmals das dringende Bedürfnis“ gehabt, „eine Bombe zu sein und zu platzen, dass der ganze Bau in Trümmer gegangen wäre“.

150 Jahre später erzählt das Dokudrama „Kaiserspiel: Bismarcks Reichsgründung in Versailles“ (Dienstag, 14. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF) von dieser schweren Geburt des deutschen Nationalstaats. Nach der siegreichen Schlacht von Sedan im September 1870 und der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoleon III. hatte die deutsche Armee ihr Hauptquartier in Versailles aufgeschlagen und belagerte Paris.

Hintergrund

Der Film rekonstruiert das Geschehen aus deutscher und französischer Perspektive, dazu tauschen Wilhelms Tochter Luise und Napoleons Witwe Eugénie in fiktiven Zwiegesprächen Erinnerungen aus. Spitz kommentieren sie die Politik des ihrer Ansicht nach „rücksichtslosen Machtmenschen“ Bismarck, der sich „selber unsterblich machen“ wolle. „In unserem Film geht es nicht um eine kritische Gesamtwürdigung dieses Ausnahmepolitikers“, sagt der Co-Autor und Historiker Lothar Machtan. „Wir wollten zeigen, wie er die Reichsgründung im Stil klassischer Kabinettspolitik forciert und mit Finessen zum Erfolg geführt hat.“

Manchmal war auch Bestechung nötig, um das Ziel zu erreichen. Bismarck, gespielt von Thomas Thieme (GOLDENE KAMERA 2014), hatte einen schmeichelhaften Brief an Wilhelm aufgesetzt, in dem die Fürsten dem König die Kaiserkrone antrugen. Bayerns klammer Monarch Ludwig II. unterzeichnete das Schreiben stellvertretend und kassierte anschließend 300.000 Reichsmark pro Jahr für den Bau seiner Schlösser und Theater.

Machertyp mit Raffinesse

Thomas Thieme ist ein Meister des Dokudrama-Formats. Er verkörperte im Fernsehen schon Helmut Kohl („Der Mann aus der Pfalz“), Uli Hoeneß („Der Patriarch“) und Carl Borgward („Die Affäre Borgward“). Alles Machertypen „mit Kraft und Raffinesse“, jeder eine „Westentaschenausgabe von Bismarck“, sagt der 73-jährige Schauspieler im Gespräch. Jetzt hat er den ersten Kanzler „mit Leben gefüllt, und zwar mit meinem Leben“. Das ist es, worauf er immer Wert gelegt hat: „Es muss Thieme in Bismarck sein, sonst ist es Kabarett.“