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Der „Tatort: Und immer gewinnt die Nacht“ aus Bremen

Der „Tatort: Und immer gewinnt die Nacht“ aus Bremen

Im aktuellen Mordfall geht es um Angst vor dem sozialen Abstieg, um Pflicht und Schuldigkeit vor Glück, um das richtige Leben (vlnr. Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), Linda Selb (Luise Wolfram), Mads Andersen (Dar Salim)., Der schwerkranke Claas-Heinrich Aufhoven (Ernst Stötzner) glaubt an die Zukunft seines Zigarren-Unternehmens mit Linda Selb (Luise Wolfram rechts)., Die Undercover-Ermittlungen in Kopenhagener holen Mads Andersen (Dar Salim, rechts) in Bremen ein (links Adil Helveg (Issa Khattab)., Mads Andersen (Dar Salim) versucht, auf dem Frachter anzuheuern.,
Im aktuellen Mordfall geht es um Angst vor dem sozialen Abstieg, um Pflicht und Schuldigkeit vor Glück, um das richtige Leben (vlnr. Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), Linda Selb (Luise Wolfram), Mads Andersen (Dar Salim)., Der schwerkranke Claas-Heinrich Aufhoven (Ernst Stötzner) glaubt an die Zukunft seines Zigarren-Unternehmens mit Linda Selb (Luise Wolfram rechts)., Die Undercover-Ermittlungen in Kopenhagener holen Mads Andersen (Dar Salim, rechts) in Bremen ein (links Adil Helveg (Issa Khattab)., Mads Andersen (Dar Salim) versucht, auf dem Frachter anzuheuern., Credit: Foto: © Radio Bremen/Michael Ihle
Das neue Kommissaren-Trio aus Bremen muss in seinem zweiten „Tatort“-Fall den Mord an einem Mediziner klären, der wohl zu gut für diese Welt war.

Ein Auto als Tatwaffe? Das haben wir gerade erst im Dortmunder „Tatort: Masken“ gesehen. Auch im „Tatort: Und immer gewinnt die Nacht“ (Sonntag, 12. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten) scheint es um Rache an einem Mann zu gehen. Doch in Bremen ist noch viel mehr los: Ein Obdachloser hat einen Herzstillstand, ein Mann mit Behinderung bricht zusammen und ein Kommissar wird von einem kleinen Jungen mit Messer verfolgt. Aber erst Mal der Reihe nach:

Darum geht’s im „Tatort: Und immer gewinnt die Nacht“

Dr. Björn Kehrer (Markus Knüfken) kann den obdachlosen Mann gerade noch retten. Der Arzt kümmert sich auch nach Feierabend um die Menschen, die keine Krankenkassenkarte haben und behandelt die Armen pro bono. Doch anstatt sich über seinen Erfolg zu freuen, verletzt sich Dr. Kehrer absichtlich mit einem Feuerzeug und fährt mitten in der Nacht zum Hafen. Dort wird er Opfer eines Mordanschlags. Der Fahrer eines Golf 5 überfährt ihn und schlägt ihm dann den Kopf ein.

Die Kommissare Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) untersuchen den Fall und erfahren, dass Dr. Kehrer sowohl Amphetamine, als auch Antidepressiva im Blut hatte – eine sehr gefährliche Mischung. Seine Arzthelferin Kirsten Beck (Lisa Jopt) erklärt, dass ihr Chef ein guter Mensch war. Er sei immer für andere da gewesen und hätte bei so viel Aufopferung nicht mal Zeit für sein Privatleben, geschweige denn eine Beziehung gehabt.

Dr. Kehrer war sehr beliebt und Kirsten Beck musste jeden Morgen aus einer sehr langen Schlange von Patienten diejenigen aussortieren, die nicht „krank genug“ waren. Einem, den sie Zutritt zur Praxis verweigert hatte, war ein Junge mit Behinderung, der daraufhin zusammenbrach und seitdem im Koma liegt. Seine Schwester Ann Gelsen (Anna Bachmann) kümmert sich hingebungsvoll um ihn. Wie die Ermittler erfahren, besitzt ihre Lebensgefährtin Vicky Aufhoven (Franziska von Harsdorf) einen Golf 5. Wollte Ann sich an dem Arzt für die fehlende Behandlung ihres Bruders rächen? Die beiden Frauen behaupten, das Auto sei gestohlen worden. Auf der Suche nach dem Fahrzeug treffen Liv Moormann und Linda Selb auf die Verwandte von Vicky: Charlotte Aufhoven (Karoline Eichhorn) und Claas-Heinrich Aufhoven (Ernst Stötzner). Die beiden verhalten sich den Kommissaren gegenüber sehr merkwürdig.

Dann trifft Kommissar Mads Andersen (Dar Salim), der Kollege von Liv Moormann und Linda Selb, der beruflich in Kopenhagen war, als Unterstützung im Fall ein. Auf der Suche nach Zeugen schleicht er sich undercover an Bord eines Containerschiffs und bringt damit die Ermittlungen in eine neue Richtung. Was Andersen nicht ahnt: Ein Junge, der ihn seit Dänemark verfolgt, befindet sich auch an Bord und sinnt auf Rache.

Hintergrund

„Mads wird von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt. Der Sohn des Mannes, den er in der Unterwelt Kopenhagens hochgenommen hat, will sich an ihm rächen“, erklärt Schauspieler Dar Salim.

Der gebürtige Däne, der in „Game of Thrones“ den Blutreiter Qotho spielte, genoss es sehr in seiner Heimat zu drehen: „Es war der pure Luxus, im eigenen Bett schlafen zu können. Und ich glaube, das Team hat den Dreh in Kopenhagen auch genossen. Zeit für einen Stadtbummel war leider nicht. Aber immerhin konnte ich sie am Abend auf ein Bier bei mir zu Hause einladen, und das war sehr nett.“

Regisseur Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) inszenierte diesen Fall nach einem Drehbuch von Christian Jeltsch.

GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…

Der „Tatort: Und immer gewinnt die Nacht“ führt sehr viele Figuren ein. Diese sind teilweise etwas klischeebehaftet und der Zuschauer könnte zunächst Schwierigkeiten haben bei dem vielen Personal bzw. den vielen parallelen Handlungssträngen durchzusteigen.

Dafür bekommt in diesem Krimi das neue Ermittlertrio, welches ja zum zweiten Mal im „Tatort“ aus Bremen zu sehen ist, sehr viel mehr Tiefe. Insbesondere Mads Andersens Vergangenheit wird erläutert und der Kommissar etabliert sich als knallharter, wandlungsfähiger, aber auch kollegialer Partner, der sich nicht davor scheut, seine Kolleginnen zu einem spontanen Tänzchen im Revier zu animieren. Wir dürfen gespannt sein, womit er uns in Zukunft noch überraschen wird. Fest zu stehen scheint, dass Andersen wohl für die Undercover-Einsätze zuständig ist, während Liv Moormann, durch ihre eigene Vergangenheit, in verschiedene Milieus eintaucht und Linda Selb die schonungslose, sachliche Zeugenbefragung übernimmt. Überhaupt ist der rote Lockenkopf sehr gefühllos. Ihr Motto: „Wenn es nicht ab und zu richtig weh tut, dann ist das auch kein Leben.“

Nun diesen Krimi anzugucken tut, einigen harten Szenen zum Trotz, nicht weh, aber er wird wohl auch nicht lange im Gedächtnis bleiben. Zumal – auch wenn das Motiv lange unklar bleibt, die Identität des Täters nicht wirklich überrascht.