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Die Kunst des Loslassens in „Die Luft, die wir atmen“

Die Kunst des Loslassens in „Die Luft, die wir atmen“

Sylvia Bronstein (Ruth Reinecke) und Klaus Bronstein (Rainer Bock)., Martin Glenski (Gerd Wameling) und Alisa Glenski (Bernadette Heerwagen)., Dr. Sina Kunz (Neda Rahmanian, li.) und Martina (Katja Studt).,
Sylvia Bronstein (Ruth Reinecke) und Klaus Bronstein (Rainer Bock)., Martin Glenski (Gerd Wameling) und Alisa Glenski (Bernadette Heerwagen)., Dr. Sina Kunz (Neda Rahmanian, li.) und Martina (Katja Studt)., Credit: Foto: © HR/Bettina Müller
Gefangen im Altersheim. Im Film „Die Luft, die wir atmen“ müssen sich Bewohner und Besucher eines Heims ihren Problemen stellen.

Ohne Frage – die Situation in Pflegeheimen in Deutschland ist schwierig. Doch obwohl der Film „Die Luft, die wir atmen“ (Mittwoch, 2. Februar, 20.15 Uhr im Ersten und in der Mediathek) in einem Altersheim spielt, geht es hier weniger um die schlechten Arbeitsbedingungen, als vielmehr um das Zwischenmenschliche, was an einem solchen Ort eine große Rolle spielt.

Darum geht’s in „Die Luft, die wir atmen“

Heimleiterin Dr. Sina Kunz (Neda Rahmanian) versucht die Hoffnung aufrecht zu erhalten. „Vielleicht kommt sie ja diesmal.“ Doch leider verstirbt ihre Patientin noch bevor deren Tochter Marianna (Patrycia Ziolkowska), die immer wieder ihre Besuche verschoben hat, eintrifft.

Die Mutter von Jürgen Gmoll (Thomas Loibl) hingegen kann einfach nicht vom Leben loslassen. Jürgen hat sie jahrelang gepflegt, bis es ihm schließlich zu viel wurde und er sie bei Dr. Kunz unterbringen musste. Dies hat ihm seine Mutter nie verziehen und redet seitdem kein einziges Wort mehr mit ihm. Jetzt da ihr Leben nur noch am seidenen Faden hängt, scheint es für eine Aussöhnung zu spät zu sein. Als zudem seine Schwester Lana (Barbara Philipp) im Heim eintrifft, klaffen alte Wunden wieder auf.

Eine weitere Heimbewohnerin muss sich ebenfalls über eine Beziehung Gedanken machen – Sylvia Bronstein (Ruth Reinecke) möchte ihrem Partner Klaus (Rainer Bock) mit ihrer Krankheit nicht zur Last fallen und hat sich deshalb von ihm distanziert. Als dieser mit einem Blumenstrauß vor ihr steht und sie bittet, das Heim wieder zu verlassen und zu ihm zurück zu ziehen, muss sie sich entscheiden. Ein Gespräch mit Pflegerin Martina (Katja Studt) hilft ihr weiter.

Währenddessen versucht Alisa (Bernadette Heerwagen) ihren dementen Vater Martin (Gerd Wameling) zu überzeugen, ihr eine Vollmacht für sein Konto auszustellen, da sie die Kosten für das Heim nicht mehr tragen kann.

Während all diese Menschen nun im Heim sind und am liebsten vor ihren Problemen davonrennen würden, schlägt plötzlich das Wetter um – Blitzeis! Keiner darf das Haus mehr verlassen…

Hintergrund

„Ob es diesen Umgang mit dem Tod wirklich genau so in der Realität der Alten- und Pflegeheime gibt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Er entspricht aber ganz sicher dem, wie ich es mir wünschen würde, und auch dem, was wir mit diesem Film erzählen wollen,“ sagt Regisseur Martin Enlen. „Dieser Film ist ganz sicher keine Dokumentation über den Zustand in deutschen Alten- und Pflegeheimen. Aber vielleicht ist er auch gar nicht so fern von der Realität, wie man sie ja sicher sehr unterschiedlich wahrnehmen kann.“

GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…

In „Die Luft, die wir atmen“ menschelt es. Wie könnte es auch anders sein, wenn man den Tod, den eigenen Verfall um sich herum spürt? Was in einem solchen Moment zählt, sind schließlich die Menschen, die bei uns sind und die Beziehungen zu ihnen. Wie unterschiedlich diese sein können, zeigt der Film auf eine ruhige, unaufgeregte und eindrückliche Art und Weise, ohne dabei ins Sentimentale abzudriften.

Die dabei sehr bedachten Kameraeinstellungen, die meist sehr melodische, langsame Musik und das unaufgeregte Spiel der durchweg sehr gut besetzten Schauspieler unterstreichen diese Atmosphäre. Der Tod wird hier als was Natürliches und nicht als Schreckensszenario mit überforderten Pflegekräften dargestellt. Inwiefern dies der Realität entspricht, ist zwar fraglich, aber erleichtert einem den Zugang zu dieser ansonsten doch schweren Problematik.