Darum geht’s in „Plötzlich so still“
Anfangs schweben sie auf Wolke sieben. Krankenschwester Eva (Friederike Becht) und Polizeipsychologe Ludger (Hanno Koffler) sind gerade Eltern einer Tochter geworden, da fliegt Ludger für zehn Wochen zu einem FBI-Lehrgang in die USA. Kein Problem für Eva, das war schließlich immer sein Traum. Dann der Schock: Kurz vor seiner Rückkehr stirbt die Tochter ohne ersichtlichen Grund. Sie liegt einfach tot in ihrer Wiege. So dramatisch beginnt der aufwühlende TV-Film „Plötzlich so still“ (Montag, 8. März, 20.15 Uhr im ZDF und bereits in der Mediathek).
Schnell entwickelt er sich in eine Richtung, die nicht erwartbar war: Traurig und unter Schock irrt Eva durch die Stadt, in einem parkenden Auto entdeckt sie zufällig ein unbeaufsichtigtes Baby – und nimmt es mit. Fortan gibt sie es als ihr eigenes aus. Auch ihrem Mann erzählt sie nicht, dass die gemeinsame Tochter gestorben ist. Und damit nicht genug: Ludger wird bei der Polizei Teil einer Sonderkommission, die im Fall des verschwundenen Kindes ermittelt.
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Was vielleicht ein bisschen überfrachtet klingt, wird stimmig erzählt und macht den Film zu einem TV-Ereignis, das lang nachwirkt. Großen Anteil daran hat die fantastisch aufspielende Friederike Becht.
„Eva ist eine starke und tatkräftige Frau, die von diesem Schicksalsschlag komplett umgehauen wird“, sagt Friederike Becht im Gespräch mit der GOLDENEN KAMERA über ihre ungewöhnliche Rolle. „Sie erschafft sich eine eigene Realität, um mit dem Schmerz irgendwie umgehen zu können. Den Kindesraub begeht sie nicht bewusst. Als das fremde Kind in ihren Armen liegt, legt sich bei ihr ein Schalter um, und sie hält dieses Kind wirklich für ihr eigenes. Deshalb verurteile ich sie auch nicht. In einer Extremsituation wie ihrer können Menschen große Fehler machen.“
Hintergrund: Friederike Bech im Interview
Bei ihrer Annäherung an diese Frau im Ausnahmezustand suchte Becht, selbst zweifache Mutter, das Gespräch mit einer besonderen Expertin. „Meine Hebamme war mir bei der Vorbereitung auf den Film eine große Hilfe“, erzählt sie. „Sie kann durch ihre Berufserfahrung ermessen, wie Frauen sich nach dem unerwarteten Tod ihres Kindes fühlen müssen. In langen Gesprächen hat sie mir einen Einblick in Evas Gefühlsleben ermöglicht.“
Für die Rolle des Babys waren gleich vier Säuglinge im Einsatz. Sie wurden zu den heimlichen Stars am Set und machten die Produktion zu einem außergewöhnlichen Erlebnis für alle Beteiligten. So besuchten Friederike Becht und ihr Filmgatte Hanno Koffler bereits während der Probephase die Eltern der kleinen Darsteller, um ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Beim Dreh waren die Eltern immer anwesend, hatten einen Rückzugsraum. Ihre Sprösslinge sorgten mitunter dafür, dass der Drehplan durcheinandergeriet. „Natürlich kam es vor, dass ein Kind müde oder hungrig war oder die Windel voll hatte“, sagt Becht. „Davon war aber niemand genervt. Im Gegenteil. Die Babys waren eine echte Bereicherung. Ihre Anwesenheit hat zu einer ruhigen und intimen Stimmung geführt, die wir alle sehr genossen haben. Und es war auch toll, wenn ein Baby sich während einer Aufnahme mal ganz anders als geplant verhalten hat. So ist ja das Leben, das ist realistisch. Allein deshalb waren die Kleinen Eins-a-Kollegen, mit denen ich klasse spielen konnte.“