Gerade in der Quarantäne-Zeit sind viele Menschen einsam und wünschen sich vielleicht eine Wohngemeinschaft. Andere hingegen sind von den Menschen in ihrem Zuhause genervt. Der „Tatort: Das ist unser Haus“ (Sonntag, 17. Januar, 20.15 Uhr im Ersten) zeigt, dass beide Lebensmodelle ihre Herausforderungen mit sich bringen.
Darum geht’s im „Tatort: Das ist unser Haus“
Die Mitglieder des Baugenossenschaftsprojekts „Oase Ostfildern“ sind endlich in ihr neugebautes Haus gezogen. Doch bereits nach vier Wochen zeigt sich, dass die Fundamentabdichtung fehlerhaft ist und wieder aufgebaggert werden muss. Zum Vorschein kommt eine stark verweste, weibliche Leiche.
Die Tote liegt bereits seit einem Jahr dort. Nach so langer Zeit haben die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) Schwierigkeiten, das Opfer zu identifizieren. Selbst Ulrike (Christiane Rösinger), die gewissermaßen die Leitung über die Gruppe inne hat, kann ihnen nicht weiterhelfen.
Bei der Befragung der Bewohner stoßen die Ermittler immer wieder an ihre Grenzen. Statt Fakten, hören sie etwas von Bauchgefühl, Vorahnungen und Auren. Obwohl die Gemeinschaft in ihrem Esoterikwahn gefangen zu sein scheint, beginnen einige Mitglieder Rückschlüsse zum möglichen Täter zu ziehen. Es finden Vorverurteilungen innerhalb der Gruppe statt. Lannert und Bootz müssen viel Geduld aufbringen und würden den Fall am liebsten einfach zu den Akten legen.
Hintergrund
Interview mit Richy Müller und Felix Klare:
SWR: Die Bewohner*innen des Hauses haben ja ihre ganz eigene Sichtweise auf die Dinge und auf die Polizeiarbeit, verdächtigen mal jemand wegen seiner Aura oder werfen den Kommissaren vor, Verdächtige zu pathologisieren. Welche Reaktionen löst das in Thorsten Lannert aus?
Felix Klare: Eindeutige Haltungen der Kommissare gegenüber den z. T. sehr speziellen Bewohner*innen waren nicht geschrieben. Ich konnte das besser verstehen, als ich den Film fertig geschnitten gesehen habe. Da ist mir aufgefallen, dass die Zuschauer sich schon sehr mit uns Kommissaren verbinden und somit unsere Meinung viel bedeutet. Hätten wir in unseren Figuren Bootz und Lannert beispielsweise die Bewohner eher negativ bewertet, hätten sie in der Regel vor den Zuschauern keine wirkliche Sympathie bekommen.
Richy Müller: Keine besonderen, vielleicht ein leichtes Schmunzeln. Nach so vielen Jahren der Ermittlung ist man auf alles gefasst. Und es sind ja in diesem Fall auch wirklich keine bösen Menschen.
Gesetzt den Fall, Du würdest eine neue Wohnform suchen – käme so ein Wohnprojekt für Dich in Frage?
Richy Müller: Ich weiß nicht. Gemeinschaft ist ja etwas das einem Kraft geben kann. Also wenn die Konstellation stimmen würde!?
Felix Klare: Als ich jünger war habe ich mich tatsächlich auch damit beschäftigt. Ich konnte mir schon vorstellen mit vielen guten und weniger guten Freunden in einer Gemeinschaft zu leben. Weitestgehend übereinstimmende Werte und vieles andere, wie Toleranz etc., ist da besonders wichtig und auch die finanzielle Situation ist zu mehreren jungen Menschen leichter zu bewerkstelligen. Klar habe ich in WGs gelebt, aber zu mehreren zu bauen oder zu kaufen, das hat sich letztendlich einfach nicht ergeben. Jetzt mit meinen Kindern ist es gefühlt ganz gut so – wir sind ja eh zu sechst (!) das ist schon ne ganze Menge Mensch mit vielen unterschiedlichen Bedürfnissen. Und dann kommen noch Katzen, Hühner und Hasen dazu, also ich denke, das reicht. Im Alter kann ich mir eine WG dann wieder sehr gut vorstellen. Die Schlagworte dazu, wie Einsamkeit, Altersarmut, Toleranz fallen im Film – da hört sich WG für mich sehr sinnvoll und lustig an.
Interview: SWR
GOLDENE KAMERA TV-Tipp, weil…
Nicht nur den Ermittlern, sondern auch den Zuschauern wird in diesem Fall viel Geduld abverlangt. Die zähen Dialoge und endlosen Diskussionen über die unterschiedlichen (meist esoterischen) Weltanschauungen ermüden. Ja, Menschen sind anstrengend, besonders wenn sie in einer Gemeinschaft leben – Das hat jeder vor dem Bildschirm schnell begriffen. Aber diese schwäbischen Häuslebauer mit ihrem starken Dialekt sind irgendwann nur noch nervtötend. Dies soll doch ein Krimi und keine Milieustudie sein.
Teilweise erinnert der Fall an ein Laienspiel. Und selbst die Verfolgungsjagd kommt einer Slapstick-Nummer gleich, die Auflösung des Falls klingt absurd. Selbst wenn die Macher dies alles als Satire darstellen wollen, so ist dieser Fall einfach nicht spannend.