Darum geht’s in „Kleo“
Berlin, 1987. Eine Perücke, ein Bündel Hundertmarkscheine und ein Rasiermesser: Das ist die Ausstattung für Kleo Straubs Mission. Im Auftrag der Stasi liquidiert die Undercover-Killerin in der Westberliner Disco Big Eden einen Geschäftsmann. Alles läuft tadellos, doch wenig später wird Kleo verhaftet. Die Anschuldigungen sind grotesk, Kleo beruft sich auf ihre Kontakte im Ministerium für Staatssicherheit. Doch niemand will die inoffizielle Mitarbeiterin kennen. Sogar ihr Lover Andi (Vladimir Burlakov) und Kleos eigener Opa, der sie aufgezogen und für die Stasi rekrutiert hat, verleugnen sie.
Zwei Jahre später fällt die Mauer, die politischen Häftlinge kommen frei. Kleo schwört, alle auszuschalten, die sie hinter Gittern ihrem Schicksal überlassen haben – und findet heraus, dass sie das Kollateralopfer einer größeren Verschwörung war. Da wird sie bereits beschattet: Bei ihrem letzten Auftrag war zufällig auch der Westberliner Polizist Sven Petzold (Dimitrij Schaad) im Big Eden. Und der hat die Kindfrau mit dem Messer im Strumpfband, die ihn damals eiskalt abblitzen ließ, nie vergessen.
Hintergrund
Der bislang größte Hit des Autorentrios Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad – kurz HaRiBo – war die Gangsterserie „4 Blocks“. Die Grundidee zu ihrem neuen Projekt war eine Art „Der Graf von Monte Christo“, nur mit einer Gräfin. Und für die Titelrolle kam einzig Jella Haase infrage. Die ließ sich mit ihrer Zusage allerdings Zeit.
Jella Haase im Interview
„Es ist natürlich eine große Ehre, wenn sich jemand für dich eine Geschichte ausdenkt. Damit geht aber auch eine große Verantwortung einher“, erklärt die 29-Jährige im Interview. „Ich war lange unsicher, was ,Kleo‘ eigentlich sein soll. Wie ist die Tonalität? Wie schafft man es, mit Klischees zu spielen, ohne sich ihrer zu bedienen? Bei Chantal in ,Fack ju Göhte‘ hatte ich damals auch große Zweifel. Letzten Endes musste ich ins kalte Wasser springen. So ist es immer mit den Stoffen, die anders sind und sich schwer kategorisieren lassen. Das sind dann aber meistens genau die Projekte, die sich besonders lohnen.“
Bildergalerie „Kleo“
HaRiBo wollten ihre Rachestory „mehr so erzählen, wie man sie damals erlebt haben könnte, und nicht historisch korrekt“. Freiheiten nehmen sich die Macher vor allem beim Retrolook: „Wir wollten diesen ganzen Mief der DDR, die so grau gewesen ist, beiseiteschieben“, so Richard Kropf. Stattdessen trägt Kleo zum Beispiel knackige Adidas-Trainingsanzüge, die an die Braut in „Kill Bill“ erinnern.
Die „Arbeitsgruppe des Ministers für Sonderfragen“ wiederum, die Kleo zur Kampfmaschine ausbildet, gab es wirklich. Ihre Methoden stammen teils aus Originalhandbüchern.
„Ich habe noch nie einen physisch so starken Charakter gespielt. Kleo ist kompromisslos und brutal, aber auch verspielt“, sagt Jella Haase, die der Antiheldin gleichermaßen sympathische, psychopathische wie verletzliche Züge verleiht. „Dass Selbstjustiz nicht der richtige Weg ist, versteht sich wohl von selbst. Aber den Wunsch nach der Wiederherstellung der eigenen Würde finde ich absolut nachvollziehbar.“ Diese Ambivalenz sorgt auch stilistisch für Hochspannung. „Wir haben immer versucht, die Szenen zu brechen und ins genaue Gegenteil zu verkehren“, so Jella Haase. „Sich vom Drehbuch zu lösen und eigene Ideen einzubringen, auch das muss man sich trauen. Denn das war ein schmaler Grat: Es darf absurd sein, aber nicht ins Lächerliche kippen. Und es soll wahrhaftig sein, aber eben nicht naturalistisch.“ Von schrill bis verstörend ist hier alles drin – das aber durchgehend stylish.