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Harald Schmidt: „Ich bekomme stets die Höchstgage“

Harald Schmidt: „Ich bekomme stets die Höchstgage“

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Harald Schmidt und Teclebrhan in in "One Mic Stand". Credit: ©Amazon Prime Video / Daniel Dornhoefer
In der Show „One Mic Stand“ macht Harald Schmidt Stars comedytauglich. Ein Interview mit dem Meister der Satire.

Beißender Spott ist seit jeher sein Markenzeichen. Auch im Interview nimmt Harald Schmidt kein Blatt vor den Mund. Anlass für das Gespräch ist die neue Showreihe „One Mic Stand“ (ab Freitag, 15. Juli, im Angebot von Amazon Prime Video), in der das Comedy-Urgestein die Fußballprofis Christoph Kramer und Mats Hummels zu Nachwuchs-Comedians ausbildet. Wie er die beiden Kicker dabei trainierte? Hier verrät der 64-Jährige seine Strategie – und noch so einiges mehr.

Harald Schmidt im Interview

GOLDENE KAMERA: Was haben Sie denn Christoph Kramer und Mats Hummels in der Show „One Mic Stand“ beigebracht, damit sie als Comedians brillieren?

HARALD SCHMIDT: Nie zu spielen, dass man locker ist, sondern immer entspannt zu bleiben. Denn wenn ein Auftritt mal misslingt, liegt das niemals an einem selbst, sondern an tausend anderen Dingen!

Mal ehrlich: Wie hoch ist Ihre Gage für die Teilnahme an der Show?

Ich bekomme stets die Höchstgage. Oder, anders ausgedrückt: Ich halte es dafür. Wie viel mir Amazon überweist, weiß ich nicht, denn als Künstler halte ich die kalte Welt der Zahlen von mir fern.

Diese Stars nehmen an „One Mic Stand“ teil:

Sie erklären Hummels und Kramer, dass Gossip, also Klatsch und Tratsch, das Metier der Comedians sei. Doch Ihr eigenes Privatleben halten Sie fein raus aus der Presse. Ihr Trick?

Indem ich jede Frage beantworte, aber mir teilweise Geschichten ausdenke. Manchmal übernehme ich sogar falsche Einträge aus meinem Wikipedia-Eintrag, weil sie sich so gut lesen. Für mich steht der Unterhaltungswert stets an allererster Stelle. Ich kenne nur zwei Leute, die unterhaltsame Interviews geben. Der eine war Karl Lagerfeld. Und der andere bin ich.

Im Frühjahr wurde Ihr Ex-Kollege Oliver Pocher von einem Gegner öffentlich geohrfeigt. Ihre Meinung dazu?

Das ist weit unterhalb meines Radars. Ich steige erst ab der vierten Liga in Beobachtungen ein.

Verstehen die Leute heutzutage immer weniger Spaß?

Kann ich nicht beurteilen. Mein Publikum ist elitär, im Grunde sind es Supermodels mit zwei Elite-Hochschulabschlüssen, die täglich 20.000 Euro für Kosmetik ausgeben. Das hat die Werbeindustrie in der Marktforschung herausgefunden.

Wer ist für Sie im deutschen Fernsehen unfreiwillig am komischsten?

Dazu reicht unsere Gesprächszeit nicht. Ich schaue TV übrigens nur aus diesem Grund und fühle mich nicht von Comedy-Sendungen am besten unterhalten, sondern brauche Leute, die es ernst meinen. Im ARD-„Morgenmagazin“ ist etwa noch die alte Kicherbrigade am Werk. Beim ZDF habe ich festgestellt, dass es dort sehr, sehr gute neue „Moma“-Moderatoren gibt.

Apropos ZDF: Wie lange gibt’s Sie noch auf dem „Traumschiff“?

Das hängt vom ZDF ab. Irgendwann haben die sicher mal die Nase davon voll, dass ich nicht mitmache, wenn in der Adria gedreht wird, sondern nur nach Singapur oder Sydney komme. Das lässt sich der Sender auf Dauer nicht bieten. Irgendwann kommt natürlich mal ein junger Boss in engem Höschen und mit schwerer Hornbrille – und dann war es das für mich.

Ihr einstiger Haussender Sat.1 ist auf dem Weg in die dritte Liga. Was hat der Sender falsch gemacht?

Kann ich nicht beurteilen, denn ich verfolge ihn nicht mehr. Ehrlicherweise gucke ich fast überwiegend ZDF.

Heißt das, Sie haben nicht mal mitbekommen, wie Birgit Schrowanges groß angekündigtes Comeback floppte?

Nein, aber Birgit ist eine ganz Liebe. Mit ihr spreche ich nur über Börse und Aktien.

Schlussfrage: Stecken die deutschen Privatsender in der größten Krise seit ihrem Bestehen?

Ja. Wobei – ich weiß es nicht. Ich lese nur ständig, dass Leute mit Bezeichnungen wie „Vice Consecutive Executants“ – oder so ähnlich – begrüßt und wieder gefeuert werden. Und dass man sich bei ihnen für die „tolle Zeit“ bedankt. Komisch, dass noch jemand ernsthaft solche Sätze sagt, obwohl alle wissen, dass sie rausgeschmissen wurden. Zwei Jahre später finden sich diese Leute dann bei einem anderen Sender wieder, und das Spiel beginnt von vorn.

Interview: Mike Powelz