Grausame Experimente, „Alien“-artige Monster und Dämonen in Menschenkörpern: Der 80er-Jahre-Fundus des Horrorgenres hat den bisherigen drei Staffeln von „Stranger Things“ so einige Ideen geliefert. Eines der damals beliebtesten Filmmotive blieb aber ungenutzt: ein Geisterhaus à la „Shining“ oder „Poltergeist“. Bis jetzt. Nach drei Jahren Pause startet die vierte Staffel (ab Freitag, 27. Mai bei Netflix) des Welterfolgs.
Darum geht’s in der 4. Staffel von „Stranger Things“
Und ein zentraler Punkt in den neuen Folgen ist das verlassene Haus der Familie Creel, das die jugendlichen Helden erkunden wollen. Dort soll einst Victor Creel seine Familie bestialisch ermordet haben. Doch wer steckt wirklich hinter dieser Bluttat – beziehungsweise was?
4. Staffel von „Stranger Things“ in Bildern
„In dieser Staffel erfahren Zuschauer, was die dunkle Macht, die die Kleinstadt Hawkins bedroht, wirklich will“, sagt Ross Duffer, gemeinsam mit seinem Bruder Matt Schöpfer der Serie. Dass die Hauptfiguren mittlerweile im Highschool-Alter sind gab, so Duffer, mehr Freiräume: „Wir wollten die bisher gruseligste Staffel machen.“ Passend dazu ging die Rolle des Victor Creel an Robert Englund (74), bekannt als Freddy Krueger aus „Nightmare on Elm Street“.
Die neue Staffel, die im Jahr 1986 spielt, geht über Hawkins hinaus. Die übersinnlich begabte Elfie (Millie Bobby Brown) lebt inzwischen im weit entfernten Kalifornien. Doch schon bald muss sie sich dem Trauma ihrer Vergangenheit stellen. Gleichzeitig kämpft Polizeichef Hopper (David Harbour) im eisigen Kamtschatka um sein Leben.
Hintergrund
Viele Erzählstränge, viele Locations, Rekordbudget (laut „Wall Street Journal“ 30 Millionen Dollar pro Folge): Die Duffers nennen die neuen Folgen „unsere ‚Game of Thrones‘-Staffel“. Die Parallelen zum HBO-Fantasyepos gehen noch weiter. Für Staffel vier verpflichteten die Serienschöpfer mit Tom Wlaschiha einen „Game of Thrones“- Star. In „Stranger Things“ verkörpert der Deutsche den cleveren und charmanten Sowjetrussen Dmitri.
Tom Wlaschiha im Interview
„Dmitri ist ein sehr ambivalenter Typ“, sagt Wlaschiha im Interview. „Er ist Wärter in einem Strafgefangenenlager in Sibirien und pflegt eine enge Beziehung zu Hopper, der dort einsitzt.“ Für die Rolle kam Wlaschiha, der viel im winterlichen Litauen gedreht hat, sein Sprachtalent zugute: „In der Serie spreche ich meist Englisch mit russischem Akzent. Aber ich habe auch Dialoge auf Russisch. Ich bin ja in der DDR aufgewachsen und hatte in der Schule acht Jahre Russisch. Davon ist nicht allzu viel hängen geblieben, aber zumindest kann ich es noch lesen und habe ein Ohr dafür.“
Tricks mit Fake-Drehbüchern
Wie für alle anderen Darsteller war auch für Wlaschiha Diskretion oberstes Gebot: „Während der Produktion herrscht höchste Geheimhaltungsstufe. Manchmal wird im Drehbuch absichtlich ein falscher Rollenname benutzt. Falls doch einmal eine Skriptseite verloren geht, kann niemand etwas damit anfangen.“ Ein paar Dinge verraten die Duffer-Brüder aber durchaus selbst, etwa über Vecna. So heißt der furchterregende neue Bösewicht. Sie sehen Vecna in der Tradition von Freddy Krueger und Pennywise („Es“) – jenen übernatürlichen Bösewichten, die ihnen als Kindern selbst am meisten Angst eingejagt haben. „Wir wollten diesmal einen Bösewicht“, so Ross Duffer, „der mit unseren Figuren sprechen und sie so in den Wahnsinn treiben kann.“
Damit wird der Horror psychologischer – und handfester: Statt der computergenerierten Feinde vorheriger Staffeln ist Vecna ein Darsteller in Kostüm und Maske. Eine gute Entscheidung angesichts des Retro-Flairs der Serie. Da lassen sich auch Schwächen der neuen Folgen verschmerzen. Manchmal läuft die Serie Gefahr, Klischees aus 80er-Jahre-Filmen (Schulcliquen! Kiffer!) einfach zu wiederholen, statt mit ihnen spielen. Insgesamt aber dürfen sich Fans freuen über einige Antworten zu den großen Fragen von „Stranger Things“. Wird ja auch Zeit. Staffel vier ist schließlich schon die vorletzte der Serie – oder mit anderen Worten: der Anfang vom Ende.