Darum geht’s in „Der Überfall“
Ein schwarzer Montag in Berlin steht am Anfang der sechsteiligen Thrillerserie „Der Überfall“ (Freitag, 4. März, 21.15 Uhr im ZDF): Kaum haben die Brüder Damon (Yasin Boynuince) und Hassan Merizadi (Hadi Khanjanpour) frühmorgens die Tür ihres Eckladens aufgeschlossen, werden sie von Paula Schönberg (Katja Riemann, GOLDENE KAMERA 1990 und 1992) und ihrem Liebhaber, dem vorbestraften Familienvater Daniel Kowalski (Joel Basman), überfallen.
Seltsam: Obwohl Kowalski nur einen Schuss auf Hassan abfeuert, findet die eher zufällig am Tatort eintreffende Polizistin Antonia Gebert (Lorna Ishema) in den Hinterräumen des Geschäfts einen weiteren Verletzten. Scheinbar wurde der Kunde Bertram Lause (Kai Scheve) ebenfalls von einer Kugel getroffen. Und als wäre das nicht rätselhaft genug, ist im Zuge des Überfalls auch noch der siebenjährige Arian (Elias Danesh Hartmann) spurlos verschwunden.
Für die Polizistin Gebert und ihren Kollegen Frank Worms (Sebastian Zimmler) beginnt an diesem rabenschwarzen Montag in Berlin ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit.
Geheimes Doppelleben in „Der Überfall“
Zufall, Schicksal und eine Kettenreaktion treiben die Ereignisse in dieser außergewöhnlichen Thrillerserie ab der ersten Minute atemlos voran. Der Clou ihrer Dramaturgie: Jede Folge beleuchtet die Konsequenzen, die der Überfall auf den Laden der Merizadis für eine Gruppe von Menschen in den nächsten sechs Tagen hat – und nach und nach kommt dabei auch die Wahrheit ans Licht.
Katja Riemann und Lorna Ishema im Interview
„Unsere Serie nimmt dermaßen viele Perspektiven ein, dass man als Zuschauer mit jeder der acht unterschiedlichen Figuren mitfühlt und mitfiebert“, erklärt Lorna Ishema (33, „Breaking Even“) im Interview. „Außerdem kämpfen alle Charaktere um ihre Identität und ihre Existenz – und fast jeder führt ein Doppelleben.“ Ihre Kollegin Katja Riemann (58, „Er ist wieder da“) sieht das ähnlich: „Aus meiner Sicht haben alle Figuren ihre Erbärmlichkeit und ihre Verletztlichkeit gemeinsam“, so Riemann. „Meine eigene Figur ist beispielsweise eine Glücksspielerin, die für ihre Sucht alles aufs Spiel setzt und mittlerweile in ihrem Auto lebt. Sie führt seit Längerem ein Doppelleben, befindet sich in einer Art Überlebensmodus und besitzt kaum noch einen Funken Empathie.“
Wie hat sich die Schauspielerin diesem extremen Charakter angenähert? „Am liebsten hätte ich vor dem Drehbeginn Selbsthilfegruppen ehemaliger Spieler*innen besucht“, erklärt Katja Riemann, „aber aufgrund von Corona war das leider nicht möglich. Zum Glück jedoch hat sich mir ein gebildeter, älterer Herr – übrigens Journalist bei einer bekannten Zeitung – anvertraut, und mir von seiner 30-jährigen Spielsucht erzählt. Er ist inzwischen seit vier Jahren ‚trocken‘, aber sein Bericht war trotzdem erschütternd.“
GOLDENE KAMERA Serien-Tipp, weil…
„Der Überfall“ wirft grundlegende Fragen auf: Wird unser Leben von Zufällen oder vom Schicksal bestimmt? Gibt es überhaupt eine allgemeingültige Wahrheit – oder ist diese nicht vielmehr stets eine Frage der Perspektive? Regisseur Stephan Lacant hat die Handlungsstränge raffiniert miteinander verwoben. Der Plot gleicht einem Strudel, aus dem es kein Entrinnen gibt, und der größte Reiz liegt darin, erst ganz am Schluss zu verstehen, was tatsächlich passiert ist. Kritische Zuschauer könnten die Handlung als arg konstruiert empfinden – fesselnd ist sie auf jeden Fall.