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Serienstart für „Red Light“: Drei ungleiche Frauen stellen sich ihren Lebenslügen

Serienstart für „Red Light“: Drei ungleiche Frauen stellen sich ihren Lebenslügen

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Drei Frauen, drei Schicksale: In "Red Light" müssen sie sich ihren Dämonen stellen. Credit: Maarten De Bouw / ARTE
Eine Prostituierte, eine Kripobeamtin, eine Opernsängerin: In „Red Light“ kämpfen drei ungleiche Frauen gegen ihre Dämonen.

Sie hatte keine Lust mehr und dachte sich: „Jetzt studiere ich Innenarchitektur oder so.“ Carice van Houten („Black Book“), der vielfach preisgekrönte Schauspielstar aus den Niederlanden, war kurz davor, den Job hinzuwerfen. Was sie schlussendlich davon abhielt? Man Up, die Produktionsfirma, die sie Ende 2015 mit ihrer Freundin und Kollegin Halina Reijn gegründet hatte. Der ironische Name ihres Unternehmens ist Programm: Man Up will düstere, unkonventionelle Geschichten von Frauen erzählen, die ihren Mann stehen. „Durch unsere Projekte habe ich schließlich meine Freude am Spielen wiedergefunden“, sagt die 45-Jährige, die „Game of Thrones“-Fans als Priesterin Melisandre bekannt ist. Glücklicherweise, denn in der jetzt auf Arte ausgestrahlten Man-Up-Produktion „Red Light“, die zweite nach dem Spielfilm „Instinct“ von 2019, beeindruckt sie einmal mehr als versierte Charakterdarstellerin.

Preisgekrönte Serie auf ARTE

In dem Zehnteiler, 2020 beim Cannes International Series Festival und dem Niederländischen Filmfestival in Utrecht als beste Serie ausgezeichnet, suchen drei Frauen aus verschiedenen sozialen Milieus in einem undurchsichtigen Gewirr von gesellschaftlicher Doppelmoral, Gewalt und Abhängigkeiten Wege aus ihrer persönlichen Hölle. Ausgangspunkt ist der Tod einer misshandelten Zwangsprostituierten. Immer wieder kreuzen sich die Pfade der drei im Zuge der Ermittlungen, werden brüchige Zweckgemeinschaften eingegangen, um den inneren Dämonen ebenso wie Monstern in Menschengestalt zu entkommen.

Düster, brutal, authentisch

Da ist etwa die schwangere Antwerpener Bordellchefin Sylvia Steenhuyzen (van Houten), die sich nicht von ihrem unberechenbaren, gewalttätigen Zuhälterfreund Ingmar (Geert Van Rampelberg) lösen kann. Kripo-Beamtin Evi Vercruyssen (Maaike Neuville) wiederum reibt sich zwischen ihrem seelisch belasten den Job bei der Mordkommission, ihrer Mutterrolle und ihrer kriselnden Beziehung auf und rutscht dabei in die Alkoholabhängigkeit ab. Und der Ehemann der Opernsopranistin Esther Vinkel (Halina Reijn) verschwindet ausgerechnet in der Nacht spurlos, in der ihr Vater einem Herzinfarkt erliegt. Ein Verbrechen? Flucht mit einer geheimen Liebe? Oder eine ungesühnte Schuld? Einsam und fassungslos macht Esther sich auf die Suche. Die Antwort ist brutal – und das Ende einer Lebenslüge. „Die Serie ist eine Hommage an die wahre Freiheit“, sagen die Co-Autorinnen Reijn, van Houten und Esther Gerritsen.

„Red Light“: Packendes, düsteres Drama

Obwohl der Titel sexuell explizite Krimiunterhaltung zwischen Strip-Clubs, Eroscentern und Stundenhotels vermuten lässt, fasziniert „Red Light“ weniger durch nackte Haut als durch einen ungewohnt authentischen Blick auf das Rotlichtmilieu. Halina Reijn: „Wir haben uns mit Sexarbeiterinnen, Zuhältern, Polizeibeamten, Menschenrechtsaktivisten und Politikern zusammengesetzt. Ich war schon immer vom Amsterdamer Rotlichtviertel fasziniert, das in den 1960er- und 70er-Jahren als Symbol für Fortschritt, Feminismus und Freiheit galt, aber natürlich ein sehr komplexes Biotop ist, in dem Menschenhandel und freier Wille schwer zu unterscheiden sind.“ Das Ergebnis dieser Hintergrundrecherche ist ein packendes, düsteres Drama mit komplexen, ziemlich kaputten Charakteren, in dem die meisten Kerle nicht sonderlich gut wegkommen.

„Red Light“ ist ab dem 24. Februar um 21.45 Uhr auf ARTE zu sehen.