Noch am offenen Grab entbrennt der Streit ums Erbe. Firmenchef Wolff-Dieter Meurer hinterlässt seiner jungen Witwe alles: Betrieb, Häuser, Geld. Die erste Frau und die Kinder gehen leer aus. Der letzte Wille überrascht, brüskiert. Alte und neue Wunden reißen auf.
Doch die sechsteilige Impro-Serie „Das Begräbnis“ (ab Dienstag, 25. Januar, 22.50 Uhr im Ersten und bereits in der Mediathek) erzählt weitaus mehr als die Reaktion und Rache der Enterbten. Es geht auch um heimliche Liebe, ein uneheliches Kind, Fluchtpläne aus der DDR und darum, wie der Mauerfall die Familie zerrissen hat. Mit dabei: Unsere drei Preisträger Anja Kling (GOLDENE KAMERA 1996 und 2009) als Ziehtochter Anna, Claudia Michelsen (GOLDENE KAMERA 2013) als Tochter Sabine und Charly Hübner (GOLDENE KAMERA 2013) als bodenständiger Sohn Mario und Thomas Thieme (GOLDENE KAMERA 2014) als Pastor.
Hintergrund
„Ich wollte ein Begräbnis mit der Geschichte der DDR kombinieren. Wir erzählen die deutsche Vergangenheit im Mikrokosmos eines Dorfs an der ehemaligen Grenze. Was hat die Wende mit der Familie gemacht, die nach Jahrzehnten wieder für eine Trauerfeier zusammenkommt“, sagt Regisseur und Autor Jan Georg Schütte.
Der Grimme-Preisträger gilt dank herausragender Filme wie „Altersglühen“, „Wellness für Paare“ und „Klassentreffen“ hierzulande als inoffizieller Impro-König. Jede Folge zeigt die Ereignisse aus einem neuen Blickwinkel.
Darum geht’s in „Das Begräbnis“
In den ersten Teilen stehen die ungleichen Brüder Mario und Thorsten im Fokus, großartig gespielt von Charly Hübner und Devid Striesow. Mario, Typ gutmütiger Dorftrottel, hat sich in der Sanitärfirma abgerackert, nun will er als Chef durchstarten, sogar den überraschend aufgetauchten Bruder Thorsten in die Firma holen. Was er nicht weiß: Großmaul Thorsten hat im Westen nicht sein Glück gemacht, sondern vor allem Schulden.
Jan Georg Schütte im Interview
Was fasziniert Schütte, der auch Schauspieler ist, an Stücken ohne feste Dialoge? „Man kann sich völlig fallen lassen. Ohne Wiederholungen bekommt das Schauspiel etwas Ursprüngliches, ja Kindliches.“
Die Darsteller zeigen Verletzlichkeit, Dialogwitz, Tiefe, sind uneitel und intensiv. Viele haben Erfahrung mit der Form der Improvisation. Allein Luise von Finckh (27) kam durch ein Casting zur Crew. Schütte: „Sie ist frech und entspannt. Eine großartige Entdeckung.“ Gedreht wurde in zwei Tagen mit 56 Kameras an sechs Sets. „Die Schauspieler haben ein 40-seitiges Booklet zu ihrer Figur bekommen, sich akribisch vorbereitet. Wessis werden von Wessis gespielt, Ossis von Ossis. Nur so erhält man bei dieser Art von Improvisation Glaubwürdigkeit.“ Experiment gelungen.