Darum geht’s in „Schneller als die Angst“
Er ist gefühllos und abgrundtief böse. Er hat 21 Frauen auf dem Gewissen. Aber bevor er seine Opfer bestialisch tötet, manipuliert er sie mental, indem er in ihren Kopf „kriecht“. Keine Frage: André Haffner („Tatort“-Star Felix Klare) steht Serienkillern wie Hannibal Lecter („Das Schweigen der Lämmer“) in nichts nach. Ausgerechnet ihm gelingt die Flucht aus dem Maßregelvollzug. Die Magdeburger LKA-Zielfahnderin Sunny Becker (Friederike Becht) heftet sich an die Fersen des entflohenen Täters. Dass sie selbst von einem Trauma und Panikattacken verfolgt wird, ist dabei eigentlich ein gut gehütetes Geheimnis – Serienmörder Haffner aber scheint es zu kennen.
In sechs Folgen à 45 Minuten spielt das Duo Katz und Maus – wobei Haffner seiner Verfolgerin stets eine Nasenlänge voraus ist. Gibt es etwa einen Verräter beim LKA? Was verheimlicht der Mörder „Babsy“ (Steffen Münster) über die Tattoos auf Haffners Rücken, die seine Opfer zeigen? Und für wen hat der Psychopath dort einen letzten freien Platz zwischen den Gesichtern der anderen Toten reserviert?
Hintergrund
„An Haffner hat mich die Darstellung seines Narzissmus in der Kombi mit seinem Minderwertigkeitskomplex gereizt“, so Felix Klare. „Um mich dem Mörder anzunähern, habe ich diverse Filme über Serienkiller gesehen. Außerdem finde ich es stark, dass unsere Serie beleuchtet, wie schnoddrig Polizeiarbeit sein kann.“
Gegenspielerin Friederike Becht zeigt nach ihrem Einsatz in Oliver Berbens Serie „Parfum“ (2018) hier bereits zum zweiten Mal, dass sie die gesamte Bandbreite komplex angelegter Ermittlerinnenrollen beherrscht – von verletzlich bis knallhart. Auch sie war vom Drehbuch des Sechsteilers und ihrer Figur sofort begeistert. „Für mich war es herausfordernd, Sunnys Ängste, Triggerpunkte und Panikattacken zu spielen“, erzählt Becht. „Je mehr sie ihr Trauma verdrängt, desto größer ihre Todesangst in brenzligen Momenten.“
Verglichen mit seiner Rolle im „Tatort“ ist Felix Klare kaum wiederzuerkennen. „Für den Dreh habe ich mir die Haare lang wachsen lassen, was in Zeiten des Lockdowns kein Problem war.“ Weit mehr Aufwand erforderte das gruselige Kunstwerk auf seinem Rücken, geschaffen von dem Kölner Tattoo-Artisten Guil Zekri. „Diese Tätowierung war eine Riesenherausforderung“, erklärt Zekri. „Es war schwierig, sie umzusetzen, weil ich dafür acht Tätowierungen in A4-Größe brauchte, die miteinander verbunden werden mussten.“ Das Auf- und Abtragen der Tattoos, so Klare, habe drei Stunden gedauert. Ein Aufwand, der sich wirklich gelohnt hat. Auch weil er zu einer besonderen Finesse von „Schneller als die Angst“ beiträgt: Obwohl Haffner seine Opfer foltert, gibt es keine Splatterszene, der Horror entsteht ausschließlich im Kopf. Allein die Nahaufnahmen von Haffners Gesicht und der Zoom auf die böse blitzenden Augen lassen das Blut in den Adern gefrieren. In dieser unaufhaltsam auf ein grausames Finale hinsteuernden Thrillerserie sind alle Jäger und Gejagte.