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Mohamed Achour: Warum er bei der „Liberame“-Premiere den Saal verlassen hat

Mohamed Achour: Warum er bei der „Liberame“-Premiere den Saal verlassen hat

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"Liberame - Nach dem Sturm": Mohamed Achour spielt Ismail Sabias. Credit: ZDF/Marion von der Mehden
Mohamed Achour spielt in der ZDF-Serie „Liberame – Nach dem Sturm“ einen Geflüchteten in Seenot. Im Interview erzählt er, warum er die Rolle erst nicht annehmen wollte.

Mohamed Achour (42) spielt in der ZDF-Serie „Liberame – Nach dem Sturm“ den syrischen Familienvater Ismail, der mit seiner Familie flüchtet und auf dem Mittelmeer in Seenot gerät. Dort trifft das Flüchtlingsboot auf eine Gruppe von deutschen Seglern (Friedrich Mücke, Johanna Wokalek, Natalia Belitski, Marc Benjamin, Ina Weisse), die sich entscheidet, das Boot abzuschleppen. Doch am nächsten Morgen ist das Boot verschwunden, die Schleppleine ist gerissen oder wurde sie absichtlich durchtrennt?

Mohamed Achour: „Ich möchte Figuren spielen, die Tiefe haben“

In der Sendung „Volle Kanne“ erklärt Achour, warum er erst überlegen musste, als er die Rolle angeboten bekommen hat. Eigentlich wollte er keine Geflüchteten oder Gangster spielen. „Wenn man als Schauspieler mit Migrationshintergrund im Theater groß wird, hatte man in der Zeit, in der ich angefangen habe, noch mit viel mehr Klischees zu kämpfen.“ Doch solch pauschale Aussagen könne er inzwischen nicht mehr treffen. „Ich möchte Figuren spielen, die Tiefe haben, die was erzählen. Hier war das so, dass ich eine große Verantwortung empfunden habe. Wenn wir so etwas machen, muss das mit einer bestimmten Verantwortung gemacht werden, denn wir können nicht einfach so tun, als wären wir Geflüchtete.“ Der Serie ginge es darum, „diesen Zwiespalt, das Problem zu beschreiben und die Zuschauer emotional mitzunehmen auf diese Reise“, sie wolle aber keine Antworten auf das moralische Dilemma liefern.

Mohamed Achour: Für „Liberame“ musste er sich einen Akzent antrainieren

Achour ist in Hannover groß geworden, seine Eltern stammen aus Syrien, leben aber mittlerweile in Casablanca. Er sei in einem „babylonischen Sprachmix“ aufgewachsen, Syrisch, Marokkanisch, Französisch, Deutsch. Für seine Rolle in „Liberame“ habe er sich Deutsch mit Akzent antrainieren müssen, „das war eine Herausforderung“. Mit seiner Frau und den beiden Kindern, seine Tochter ist elf, der Sohn sechs Jahre alt, lebt er nach wie vor in Hannover, wo er auch festes Ensemble-Mitglied am Theater ist.

Obwohl er vom Ergebnis der Serie sehr angetan sei, konnte er die Premiere beim Münchner Filmfest nicht bis zum Ende durchhalten. „In der Mitte der zweiten Folge bin ich rausgegangen. Es ist manchmal so bei Schauspielern, dass sie sich selbst nicht so gut sehen können auf der großen Leinwand“, erzählt er in der ZDF-Sendung. Er habe einfach eine Pause gebraucht von sich und seinem Gesicht, „ich wollte ein bisschen Abstand“. Man sehe sonst immer nur die eigenen Fehler.

Die ersten drei Folgen von „Liberame – Nach dem Sturm“ laufen am Montag, 5. September, um 20.15 Uhr im ZDF. Die Teile vier bis sechs sind am Mittwoch, 7. September, ab 20.15 Uhr zu sehen. Alle Folgen sind vorab auch in der Mediathek verfügbar.