Brigitte Grothum (87) sorgte 14 Jahre lang als eine der „Drei Damen vom Grill“ für gute Laune in den deutschen Wohnzimmern. Die Kultserie rund um die drei Besitzerinnen einer Berliner Imbissbude, die von 1977 bis 1991 über die TV-Bildschirme flimmerte, bleibt unvergessen. Doch die in Dessau geborene Schauspielerin machte sich schon zuvor mit der Hauptrolle in der Edgar-Wallace-Verfilmung „Die seltsame Gräfin“ neben Klaus Kinski einen Namen. Sie wirkte in über 100 Fernsehproduktionen mit, führte Regie und stand regelmäßig auf verschiedenen Theaterbühnen. Dann ereilte sie ein persönlicher Schicksalsschlag, der ihr zunächst die Lust an der Schauspielerei nahm. 2019 starb ihr Mann Manfred Weigert (†90) nach 50 gemeinsamen Ehejahren. Über den Verlust sagte sie vor einigen Wochen dem Magazin „Bunte“: „Für mich fühlt es sich an, als sei es gestern passiert. Nach 50 Jahren Ehe war der Verlust immens. Sie können sich vorstellen, dass es mir komplett den Boden entriss.“
Brigitte Grothum: 70 Seiten Text lernen
Nun steht die 87-Jährige wieder auf der Bühne und dreht für die ARD-Serie „WaPo Berlin“. Im „Kölner Treff“ erklärt sie, wie sie wieder Lust auf ein neues Projekt bekommen hat. „Das kam in einer Zeit, in der es mir nicht so gut ging,“ sagt sie. Ein befreundeter Regisseur, Philip Tiedemann, habe sie gefragt, ob sie nicht noch mal das Stück „Ein deutsches Leben“ gelesen habe. Eigentlich habe sie „gar keinen Bock“ gehabt, verrät sie. Aber dann habe sie beim Lesen Blut geleckt und gefragt, ob man das nicht am Theater umsetzen könne. „Da kam der alte Theater-Hase oder die Rampensau durch all den Kummer durch.“ Und so habe sie sich entschieden, die 70 Seiten Text zu lernen und wieder auf die Bühne zu kommen. „Ein deutsches Leben“ ist ein Ein-Personen-Stück, das sich um die Berlinerin Brunhilde Pomsel dreht, die als Sekretärin für Propagandaminister Joseph Goebbels gearbeitet hat. Die 87-Jährige sorgt mit ihrer Darstellung am Berliner Schlosspark Theater für Begeisterung.
Brigitte Grothum verrät einen einfachen Trick
Wie sie es denn geschafft habe, sich den Text für ihren 70-minütigen Monolog zu merken, möchte Moderatorin Bettina Böttinger (66) wissen. Grothum habe da einen einfachen Trick: „Lernen“, entgegnet sie. „Diese Arbeit gehört ja leider zu dem leidenschaftlichen Beruf, den ich ausübe, und ich habe glücklicherweise einen Beruf, der mir unheimlich viel gibt und Freude macht, dazu.“ Aber das Text lernen sei „widerliche Arbeit“, sie sei tagelang um das Buch herumgeschlichen und habe sich gesagt: „Heute musst du.“