Miriam Maertens (52) schlüpft heute Abend (30. Mai) in die Rolle der Ärztin, die sie als Kind selbst behandelte. „Die Luft zum Atmen“ (der Film ist vorab bereits in der ZDF-Mediathek verfügbar) zeigt die Lebensgeschichte der Schauspielerin von Kindesbeinen an. Sie wurde mit Mukoviszidose geboren, einer Stoffwechselerkrankung, bei der zäher Schleim in den Zellen entsteht und lebenswichtige Organe verstopfen kann. Die Lebenswahrscheinlichkeit der Schauspielerin lag im einstelligen Bereich, doch ihre Familie tat alles dafür, dass es der Tochter gut geht und sie weitestgehend „normal“ durchs Leben wandeln kann.
In einer Szene sieht man ein Gespräch zwischen Maertens als Dr. Bertele und ihrem jüngeren Ich im Krankenbett. „Bei deiner Disziplin wirst du ein fast normales Leben führen“, so die Ärztin – und sie erklärt der jugendlichen Patientin auch, dass sie als erwachsene Frau kein Kind bekommen sollte. „Das darfst du nicht“, so Maertens. Im ZDF-Morgenmagazin „Volle Kanne“ lächelt die Schauspielerin nach diesem Ausschnitt. Denn wie man heute weiß, hat die Schauspielerin einen Sohn. „Da habe ich mich durchgesetzt gegen alle. Das habe ich gespürt, dass das zu meinem Leben dazugehört.“ Sohn Joshua spielt auch in dem ZDF-Film mit. Er ist mittlerweile erwachsen und ihr ganzer Stolz.
Miriam Maertens‘ Ärzte rieten ihr vom Mutterglück ab
Maertens selbst sagt, sie habe so lange für ihre Gesundheit gekämpft. Inhalation, intravenöse Behandlung – „es hört sich egoistisch an, aber ich habe einen ganz tollen Sohn, der ist ja schon riesengroß“. Sie wollte das Mutterglück erleben – komme was wolle. Joshua ist 21 Jahre alt und ebenfalls als Schauspieler tätig. Mit Pit, dem Vater ihres Sohnes, ist sie heute nicht mehr liiert. Dafür lernte sie auf Sylt Holli kennen – ihre große Liebe.
Miriam Maertens: Vor zehn Jahren unterzog sie sich einer Lungentransplantation
Doch 2012 der nächste Rückschlag für die Schauspielerin, ihre Lunge gibt langsam auf. Am 8. Juni 2012 lässt sie sich eine neue Lunge transplantieren – erst Jahre später spricht sie erstmals über ihre Krankheit und das neue Leben, das ihr geschenkt wurde. Im Interview mit „stern.de“ erzählte sie 2019, dass sie die OP so lange hinauszögerte, bis sie wusste, ohne wird sie sterben: „Nach der Transplantation sagte der Chirurg, so etwas habe er noch nie gesehen. Meine beiden Lungenflügel waren nur noch Fetzen. Vollkommen durchlöchert und kaputt.“ In den eigenen vier Wänden konnte sich Maertens auf ihre Krankheit einlassen – hier inhalierte sie, tankte Sauerstoff, hustete das Sekret ab, das ihre Lunge verstopfte. Auf der Theaterbühne blieb ihr allerdings schon bald die Luft aus. Finger und Lippen wurden blau – „vorher und nachher bin ich sofort ans Gerät gerannt, zu Hause oder im Hotelzimmer“. Der Moment, an dem sie wusste, dass sie sich auf die Transplantationsliste setzen lassen musste, kam, als sie merkte, dass „sie es kaum noch zum nächsten Baum schaffte“. Nach einem Gastspiel in Berlin klingelte eines nachts – fast um Mitternacht – ihr Spender-Handy. „Die Stimme sagte: ‚Wir haben ein passendes Organ für Sie'“, so die Schauspielerin im Interview. Sie flog sofort mit ihrem Bruder Kai (63) nach München in die Klinik – ihr Bruder Michi (58) kam aus Zürich angereist. „Als wir in München am Transplantationszentrum standen, wurden wir gefragt: ‚Wer von Ihnen ist denn die Patientin?‘ Darüber muss ich heute noch lachen. Ich war fast tot – aber man sah mir das nicht an.“
Familie Maertens – eine Schauspieldynastie
Miriam Maertens stammt aus einer Hamburger Schauspielerfamilie. Ihr Vater war Peter Maertens, der 2020 im Alter von 88 Jahren verstarb. Ihre Brüder Kai und Michael spielen ebenfalls in der Biografie der Schwester mit. Und es gab noch eine weitere Schwester. Zehn Jahre vor der Geburt von Miriam bekamen ihre Eltern erstmals eine Tochter, sie starb mit sechs Monaten an einem Darmverschluss. „Es ist so gut wie sicher, dass sie auch Mukoviszidose hatte. Das ist eine Erbkrankheit, meine beiden Eltern sind Träger und ahnten nichts davon. Es war ja fast nichts bekannt über diese Krankheit, beim Tod meiner Schwester kam nicht mal der Verdacht auf, dass sie Mukoviszidose gehabt haben könnte“, so die Schauspielerin.
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