Veröffentlicht inNews

Bärbel Schäfer: „Wir haben alle unsere Mechanismen, die Einsamkeit zu überdecken“

Bärbel Schäfer: „Wir haben alle unsere Mechanismen, die Einsamkeit zu überdecken“

Bärbel Schäfer.jpg
Bärbel Schäfer hat ein Buch über das Thema Einsamkeit geschrieben. Credit: Tristar Media/WireImage/Getty Images
Bärbel Schäfer nimmt sich in ihrem neuen Buch des Themas Einsamkeit an. In der Talkshow „Riverboat“ spricht sie über ihre Beweggründe.

Bärbel Schäfer (58, GOLDENE KAMERA 1996) ist als Moderatorin ein bekanntes Gesicht in der deutschen TV-Landschaft. Von 1995 bis 2002 ging sie mit ihrer eigenen täglichen Talksendung „Bärbel Schäfer“ bei RTL auf Sendung. Danach moderierte sie verschieden Formate im TV, seit 2009 hat sie ihr eigenes, wöchentlich ausgestrahltes Talkformat beim Radiosender „hr3“. Neben ihrer Moderationskarriere hat die 58-Jährige sich auch als Autorin einen Namen gemacht. In ihren Büchern schreibt sie regelmäßig über wichtige gesellschaftliche Themen, wie beispielsweise den Umgang mit Krebserkrankungen, das Älterwerden oder die Erinnerungen einer Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. In ihrem neuesten Buch „Avas Geheimnis – Meine Begegnung mit der Einsamkeit“ geht es um das Tabuthema Einsamkeit. In der MDR-Talkshow „Riverboat“ spricht sie über ihre Arbeit und ihre eigenen Erfahrungen.

Bärbel Schäfer: „Einsamkeit ist sehr mit Scham besetzt und sehr tabuisiert“

„Mich hat beim Thema Einsamkeit ein journalistischer Blick auf soziale Isolation interessiert. Es ist kein Einzelphänomen, allein in unserem Land sagen acht Millionen Menschen oft oder sehr oft, dass sie sich einsam fühlen“, erklärt Schäfer ihre Beweggründe, dieses Buch zu schreiben. Sie selbst sei froh, wenn sie sich neben Beruf und Familienleben „mal eine Auszeit nehmen kann und allein ist“, aber wirklich einsam zu sein, sei ein Thema, über das in der Gesellschaft kaum gesprochen werde. „Diese Wunden, diese Seelenkratzer, die sich festsetzen und die demütigenden Augenblicke, die wir dann im Laufe des Älterwerdens ein bisschen verschütten, diese tiefen Momente der Einsamkeit können eben zurückkommen“, sagt sie im Gespräch mit Moderator Jörg Kachelmann (63). „Es ist ganz schön schmerzhaft, das zu sagen, eigentlich ist es ein Tabu. Wir können über vieles reden, aber Einsamkeit ist sehr mit Scham besetzt und sehr tabuisiert.“

Zu erkennen, ob jemand einsam ist, sei sehr schwer, man könne es nur merken, wenn jemand offen drüber spricht, „aber das ist nicht so einfach. Wir haben alle unsere Mechanismen, die Einsamkeit zu überdecken“, erklärt die gebürtige Bremerin. Studien zeigen, dass es häufig jüngere Menschen sind, die sich einsam fühlen, „das ist etwas, was mich sehr überrascht hat. Wir haben alle das Bild des Rentners oder der verwitweten Dame, die allein auf der Parkbank sitzen, aber es sind erstaunlicherweise auch viele Jüngere“.

Bärbel Schäfer: Es ist wichtig, hinzuschauen

Ihr selbst sei es auch so gegangen, als sie nach dem Abitur eine Zeit lang in Paris war. „Man denkt, man erobert die Stadt“, das sei ohne viel Geld und ohne gute Sprachkenntnisse schon mal schwierig, „es war eine große Verlassenheit“. Wichtig sei es, hinzuschauen, wenn man mit dem Thema konfrontiert wird. Menschen, „die diese Signale hören, müssen dranbleiben“, Betroffene würden es meist nicht schaffen, die Isolation aus eigenem Antrieb zu verlassen. „Es gibt viele Momente, in denen wir dieser Einsamkeit begegnen und da muss man hellhörig sein“, rät Schäfer.

Die Moderatorin wurde in ihrem Leben selbst von schweren Schicksalsschlägen getroffen. 1998 starb ihr damaliger Lebensgefährte, der Fotograf Kay-Uwe Degenhardt (†38), bei einem Autounfall. 2013 verunglückte ihr Bruder Martin Schäfer (†46) tödlich. Seit 2004 ist sie mit Michel Friedmann (66) verheiratet, das Paar hat zwei Söhne. Ihr neues Buch ist ihrem Ehemann gewidmet. Bei „Riverboat“ sagt sie: „Es ist schön, eingebunden zu sein mit einem Partner, bei dem man sein kann, wie man ist.“