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Jan Josef Liefers: „Gerade haben wir wieder viel Grund zu beten“

Jan Josef Liefers: „Gerade haben wir wieder viel Grund zu beten“

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Jan Josef Liefers nimmt für "Honecker und der Pastor" auf dem Regiestuhl Platz. Credit: Sebastian Reuter/Getty Images
Jan Josef Liefers hat für den Film „Honecker und der Pastor“ die Seiten gewechselt. Im Interview spricht er über seine Regiearbeit, Religion und Vergebung.

Jan Josef Liefers (57, GOLDENE KAMERA 2011), der selbst in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist, hat für das ZDF einen Film über Margot (†89) und Erich Honecker (†81) gedreht, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Nachdem Honecker im Oktober 1989 alle Ämter als Staats- und Parteichef verloren hatte, fand das Ehepaar für zehn Wochen Unterschlupf bei Pastorenfamilie Holmer in Brandenburg. Der Film „Honecker und der Pastor“ zeigt die Ereignisse, die sich in diesen Wochen abgespielt haben. Im Interview mit dem Magazin „Bunte“ spricht Liefers über seine Erfahrungen. Besonders gereizt habe ihn an der Geschichte das Thema Vergebung: „Das Diktatorenpaar eines Landes wird nach dem Machtverlust obdachlos und stößt ausgerechnet dort auf Barmherzigkeit und Vergebung, wo eher mit Ablehnung und Zurückweisung zu rechnen gewesen wäre, nämlich bei den Opfern der Diktatur. Das ist schon fast ein Märchen!“

Jan Josef Liefers: „Bei mir muss niemand stundenlang zu Kreuze kriechen“

Liefers selbst ist nicht getauft, hat sich aber immer wieder mit dem Thema Religion beschäftigt. Er glaube, dass „ein wenig mehr ‚Holmer'“ gut für die Gesellschaft wäre. Der 57-Jährige könne im Alltag leicht verzeihen. „Bei mir muss niemand stundenlang zu Kreuze kriechen. Wenn sich jemand entschuldigt, ist der Fall für mich erledigt.“ Anstelle eines religiösen Glaubens habe er seinen eigenen, wie er im Interview erklärt: „Ich glaube zwar nicht an Gott, aber an die Kraft von Aufklärung, Menschlichkeit, Vergebung und Liebe. Und bämm, schon zappele ich selbst im Netz meines Glaubens.“

Jan Josef Liefers: „Dort wird eines Tages unendlich viel Leid zu vergeben sein“

„Manchmal finde ich es schade, dass die Kirche – nun auch noch durch all die Skandale – immer weniger Relevanz für unser Miteinander hat“, sagt er „Bunte“. Denn „gerade haben wir wieder viel Grund zu beten, jeder auf seine Art. Zum Beispiel für den baldigen Frieden in der Ukraine. Und auch dort wird eines Tages unendlich viel Leid zu vergeben sein“.

„Honecker und der Pastor“ läuft am Montag, 21. März um 20.15 Uhr im ZDF.