Natalia Klitschko (48) gehört zu den zahlreichen starken Frauen des Ukraine-Krieges. Ihr Ehemann Vitali Klitschko (50, GOLDENE KAMERA 2005) ist der Bürgermeister der Hauptstadt Kiew. Der ehemalige Box-Weltmeister ist in der Stadt, um für sein Land und seine Leute zu kämpfen – ebenso wie sein kleiner Bruder Wladimir Klitschko (45). Natalia hingegen lebt in Hamburg, macht von Deutschland aus auf die Gräueltaten aufmerksam.
Der Moment, an dem Natalia Klitschko von den Angriffen erfuhr
In einem Interview mit dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ sprach sie nun über ihr Wohlbefinden 1.700 Kilometer von ihrem Mann, vom Kriegsgebiet entfernt. Dass russische Truppen ihr Heimatland angreifen, hat sie am Flughafen erfahren. Sie wollte jemanden abholen, stand noch beim Bäcker: „Als ich dort noch Brötchen gekauft habe, habe ich auf einem Bildschirm die Nachricht gelesen ‚Russland greift die Ukraine an‘ und konnte es gar nicht glauben. Ich stand dort mit diesen Brötchen in der Hand und habe erst mal angefangen zu weinen.“ Sofort rief sie bei ihrer Mutter an, die erzählte, dass sie um 5.30 Uhr von Bomben geweckt wurde. „Nach drei, vier Tagen wurde uns klar: Das ist wirklich Krieg. Und dann kamen die Sorgen und vor allem die Angst.“
Natalia Klitschkos Familie ist aus der Ukraine geflüchtet – Ehemann Vitali bleibt in Kiew
Ihre Mutter ist mittlerweile in Deutschland. Über ihren Ehemann sagt sie: „Es war klar, dass Vitali Kiew niemals verlassen kann. Er regiert die Stadt, die Menschen brauchen ihn. Er ist ein Kämpfer, er ist ein Krieger, er gibt niemals auf – das war schon immer so, das bleibt auch so.“ Natalia Klitschko kümmert sich in Deutschland unterdessen um ihre Landsleute. Nicht nur ihre Mutter, Schwester und Neffe sind bei ihr untergekommen, auch Freunde und Bekannte aus der Ukraine. Besonders tragisch: Auch ein 15-jähriger Junge, dessen Eltern in der Ukraine kämpfen, lebt nun bei ihr.
Die Klitschko-Kinder sollen wieder ein normales Leben führen
Der tägliche Kontakt zu Ehemann Vitali reißt nicht ab. Morgens schreiben die beiden direkt. Außerdem beobachtet Natalia Klitschko die Social-Media-Kanäle, wo sowohl Vitali als auch Wladimir seit Kriegsbeginn aktiv sind und auf die Lage direkt vor Ort aufmerksam machen. Die gemeinsamen Kinder machen sich ebenfalls Sorgen um den Papa. „Sie haben wie wir alle nur Nachrichten geschaut und wollten immer wissen, wie es ihm geht. Sie sind, obwohl sie nicht mehr bei mir zu Hause wohnen, zu mir gekommen, damit wir beisammen sind“, erzählt Natalia. Die Klitschkos haben drei gemeinsame Kinder: Max (16), Elizabeth-Victoria (19) und Yegor-Daniel (21). Mittlerweile versuchen die Klitschko-Kids wieder „ein normales Leben“ zu führen, die Mutter hat es sich so gewünscht. „Aber das Schuldgefühl bleibt. Man fühlt sich schuldig, weil man hier in Sicherheit ist und die Menschen, die wir lieben, in der Ukraine sind und für uns kämpfen“, erzählt sie im Gespräch mit „RND“.
Klitschko-Sohn müsste in den Krieg ziehen
Kürzlich sagte jemand zu Natalia Klitschko, dass die Ukrainer nur die Waffen abgeben müssten, dann wäre der Krieg schon beendet. Doch das Land und die Leute sind zu stolz. Sie würden das nie tun. Die Kämpfer an der Front sind auch sehr junge Männer: „Ich bin selbst Mutter und habe auch zwei Söhne, einer davon ist 21. Wenn er in der Ukraine wäre, müsste er auch an die Front gehen. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss – aber wenn mein Sohn in der Ukraine an der Front wäre, ich würde mit ihm gehen. Mütter kämpfen für ihre Kinder.“