Veröffentlicht inNews

Kurt Krömer über seine Depression: „Ich habe mich geschämt und hatte so einen Selbsthass“

Kurt Krömer über seine Depression: „Ich habe mich geschämt und hatte so einen Selbsthass“

Kurt Krömer.jpg
Kurt Krömer bei der LOL-Premiere in München im September 2021 Credit: Robin Marchant/Getty Images
Kurt Krömer ist ein erfolgreicher Komiker und Schauspieler. Nun spricht er ganz offen über seinen jahrelangen Kampf gegen Depressionen.

Kurt Krömer ist nur das Pseudonym, unter dem Alexander Bojcan (47) seit dem Jahr 1992 auftritt. Seitdem ist aus Krömer ein erfolgreicher Komiker, Schauspieler und Autor geworden. Er tritt mit seinen Kabarettprogrammen regelmäßig auf und ist seit 2003 mit verschiedenen Sendungen im Fernsehen vertreten. „Die Kurt Krömer Show“, die Talkshow „Bei Krömers“ oder „Krömer – Die internationale Show“ – für seine Sendungen heimst er jede Menge Preise ein. Seit 2019 ist er mit der Talkshow „Chez Krömer“ erfolgreich. Doch hinter der für Außenstehende stets lustigen Fassade verbirgt sich eine traurige Geschichte. Der 47-Jährige leidet seit rund 30 Jahren an Depressionen. Gerade ist sein Buch „Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression“ erschienen. Bei „stern TV“ spricht er nun ganz offen über die Krankheit und seinen Umgang damit.

Kurt Krömer war acht Wochen in einer psychiatrischen Klinik

Vor 18 Monaten hat Krömer die Reißleine gezogen, er ließ sich für acht Wochen in einer psychiatrischen Klinik behandeln. „Mein Gehirn, mein Kopf war wie eine Messie-Wohnung, wo nie aufgeräumt wird und wo jeden Tag was dazukommt“, beschreibt er seinen Zustand in der Sendung. Die Krankheit habe sich in vielerlei Hinsicht auf sein Leben ausgewirkt. So erzählt er, dass er „über eine Zeit von ungefähr zwei Jahren impotent war“. Er war beim Sexualtherapeuten, der ihm die Zusammenhänge erklärt habe: „Wenn du den ganzen Tag denkst, dann koppelt sich das Geschlechtszentrum vom Gehirn ab.“

Die Depression hat ihn im Alltag extrem eingeschränkt

Krömer ist alleinerziehender Vater, drei seiner vier Kinder leben bei ihm, er schmeißt den Haushalt. Manchmal habe er Hilfe, aber er kümmert sich um Dinge wie kochen, waschen etc. Das habe ihn während der Depression sehr angestrengt, fürs Einkaufen habe er manchmal Stunden gebraucht. „Stell dir vor, du hast zehn Gedanken gleichzeitig, da hast du nicht die Konzentration“, erklärt er bei „stern TV“. Anfangs sei ihm trotz aller Anzeichen nicht klar gewesen, depressiv zu sein, aber er habe gemerkt, dass er Hilfe braucht. „Das letzte halbe Jahr vor der Klinik, habe ich nur noch das Nötigste gerade so hinbekommen. Den Rest des Tages habe ich gelegen.“ Als seine Kinder von der Schule nach Hause kamen, sei er manchmal immer noch im Schlafanzug gewesen.

Aus beruflicher Sicht habe er noch funktioniert, so nahm er 2021 noch an zwei Staffeln der Amazon-Prime-Comedyreihe „LOL: Last One Laughing“ teil. Auch sein Bühnenprogramm lief weiter. „Das war mein privates Geheimnis. Ich mache hier noch den Hampelmann für euch, aber eigentlich habe ich auf einer ganz anderen Baustelle zu tun“, erinnert sich der Berliner in dem Beitrag. Vor der Klinik hatte er Angst, nur wenige Menschen hätten Bescheid gewusst. Während der Therapie habe er viele Dinge aufgearbeitet, auch das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, der vor drei Jahren gestorben ist. „Gefühle zeigen gab es bei uns nicht“, sagt Krömer über seine Kindheit, seinen Vater habe er „geliebt und gehasst. Er fehlt mir sehr“.

Kurt Krömer will Betroffenen Mut machen, zur Therapie zu gehen

„Es ist schwer zu erklären, was eine Depression ist. Du weißt schon, was wichtig ist, aber das Gefühl ist nicht da. Da habe ich sehr viel geweint, ich habe mich sehr geschämt und hatte so einen Selbsthass“, sagt er bei „stern TV“. Heute gehe es ihm wieder gut, einmal in der Woche macht er eine ambulante Therapie. So groß die Angst vor der Therapie bei ihm war, sei es auch seine beste Entscheidung gewesen. Und genau das möchte er anderen Betroffenen durch seinen offenen Umgang mit dem Thema deutlich machen.