Mit gerade einmal 16 Jahren gab Désirée Nosbusch (57) ihr Filmdebüt, 1981 spielte sie die Hauptrolle im Film „Nach Mitternacht“. Die Luxemburgerin war seitdem in zahlreichen Filmen und Fernsehserien zu sehen. Für ihre Rolle der zwielichtigen Investmentbankerin Christelle Leblanc in der Serie „Bad Banks“ wurde sie mit dem Grimme-Preis und von der Deutschen Akademie für Fernsehen ausgezeichnet. Neben ihrer Schauspielkarriere ist Nosbusch auch schon früh als Moderatorin erfolgreich gewesen. Mit zwölf moderierte sie bei Radio Luxemburg, es folgten Engagements bei ARD und ZDF, 1984 führte sie in ihrem Heimatland durch den Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute Eurovision Song Contest). Am 10. März erscheint ihre Biografie „Endlich noch nicht angekommen“. Im Interview mit der „Zeit“ spricht sie über ihr Leben und das Älterwerden.
Désirée Nosbusch: „Es war immer ein Geschenk, dieses Anderssein, dieses Vielfältige“
Die 57-Jährige ist sehr international aufgewachsen, ihr Vater stammte aus Luxemburg, ihre Mutter aus Italien. Sie spricht fünf Sprachen: Italienisch, Luxemburgisch, Französisch, Deutsch und Englisch. „Natürlich wäre ich nicht so schnell so weit gekommen, wenn ich das Internationale nicht gehabt hätte. Es war immer ein Geschenk, dieses Anderssein, dieses Vielfältige, obwohl das Leben in Luxemburg ebenso ist“, sagt sie im Interview. Durch ihre Moderatorentätigkeit in Deutschland als Jugendliche habe sie sich vor allem bei ihren Mitschülern nie richtig zugehörig gefühlt und ihr habe dadurch ein wichtiger Teil der Jugend gefehlt. „Ich habe die Phase übersprungen, in der man herausfindet, wer man ist. Mir wurde mit auf den Weg gegeben: Das bist du, so bist du! Ich habe wirklich im Wörterbuch nachgeguckt, was die deutschen Wörter „vorlaut“ und „altklug“ bedeuten. Ich wurde mit dreizehn in den Medien als altklug bezeichnet und wusste nicht, was das Wort bedeutet“, erzählt sie im Gespräch mit der „Zeit“.
Désirée Nosbusch: Rolle in „Bad Banks“ hat ihr geholfen
Zwischenzeitlich ging die Schauspielerin nach New York, kehrte dann nach Deutschland zurück und versuchte, bei kleineren Theaterproduktionen die Rollen zu spielen, die sie spielen wollte. „Es wird oft gesagt, Künstler müssten leiden. Selbstverständlich treibt es einen an, weiterzugehen. Ich habe nun einmal Angst vor Wiederholungen, ich habe Angst vorm Stehenbleiben. Ich will nicht zum Gespött werden.“ Heute fühle sie sich stärker als je zuvor, was auch mit ihrer Rolle in „Bad Banks“ zu tun habe. „Da habe ich gelernt, wie man vieles macht, was ich vorher gar nicht so wusste. Ich hatte das große Glück, auf die richtigen Menschen zu treffen, vor allem auf den Regisseur Christian Schwochow. Ich merkte: Ah, okay, du hast dich nicht vertan, du bist nicht nur einer Seifenblase nachgerannt“, verrät sie im Interview. Leblanc sei eine Frau in ihrem Alter, „sie hat dieselben Ängste, wie sie Schauspielerinnen in meinem Alter haben. Seitdem ich 50 bin und graue Haare habe, frage ich mich: Was ist, wenn man mich nicht mehr mitspielen lässt und ich aussortiert werde“?
„Und dann, über Nacht, bist du nicht mehr cool und hipp“
Das Älterwerden sei für Schauspielerinnen immer ein schwieriges Thema, wie sie der „Zeit“ erzählt. „Man gibt für die Karriere vieles auf und ist nicht bei jedem Geburtstag seines Kindes dabei. Und dann, über Nacht, bist du nicht mehr cool und hipp und gehörst nicht mehr dazu.“ Man sei immer mit der Angst konfrontiert: „Was ist, wenn ich das, was ich jetzt habe, verliere? Dann habe ich nichts mehr, weil ich mich in jungen Jahren bewusst gegen andere Möglichkeiten entschieden hatte. Oh, ich merke gerade: Jetzt rede ich als Christelle und nicht als Désirée Nosbusch.“
Désirée Nosbusch: Das Buch ist eine „Form von Therapie“
Nosbusch geht in ihrem Buch auch auf einen dunklen Teil ihrer Vergangenheit ein. Sie habe in einem Abhängigkeitsverhältnis mit einem deutlich älteren Mann gelebt, den sie in der Biografie als ihren „Schatten“ bezeichnet. „Ich wusste damals nicht, wie man mit so etwas umgeht. Ich komme aus einer Generation, die die Schuld als Erstes bei sich selbst sucht“, sagt sie dem Magazin. Der Mann habe ihr „eine Narbe fürs Leben zugefügt. Ich habe so viel gearbeitet, weil ich auf der Bühne sicher war. Dort konnte mich keiner belästigen, dort war ich mein eigener Herr, die Bühne war mein Zuhause“, erklärt sie weiter. Das Schreiben des Buches sehe sie als „eine Form von Therapie, und das war hart“. Zwischendurch habe sie „alles zerrissen und weggeschmissen. Ich habe das Buch meinen Kindern gewidmet, aber vielleicht werden sie es nie lesen, keine Ahnung“. Nosbusch hat aus ihrer Ehe mit Filmkomponist Harald Kloser (65) zwei Kinder, Sohn Noah-Lennon (26) und Tochter Luka (23). Seit 2018 ist sie mit dem Kameramann Tom Alexander Bierbaumer (53) verheiratet.