Schauspielerin Nadja Uhl (49) war 17 Jahre alt, als die Mauer fiel. Mitten in der Findungsphase als Teenager stand für sie die Zeit des Umbruchs an. Und was für eine Veränderung das für sie damals war. Anlässlich der Ausstrahlung der ARD-Serie „ZERV“ sprach sie jetzt in Interviews über die Zeit nach dem Mauerfall, als man sich als Ostdeutscher plötzlich wieder frei bewegen konnte. Die Musik hören konnte, die man liebte. Und das anziehen konnte, was es bisher im Osten nicht gab.
„In der DDR aufzuwachsen hatte Vor- und Nachteile“
Nadja Uhl wurde 1972 in Stralsund geboren, sie wuchs im brandenburgischen Hennigsdorf auf. Sie hat die Zeit der DDR bewusst miterlebt. Im Interview mit dem „Weser Kurier“ sagt sie: „Es ist die Zeit, in der ich jung war. Ich denke, die war für jeden sehr prägend. Ich bin in der DDR aufgewachsen, im Rahmen eines stark reglementierenden Systems. Das hatte Vor- und Nachteile. Man konnte nicht machen, was man wollte, fühlte sich aber auch sehr behütet.“ Vor allem wie mit den Kindern umgegangen wurde, empfindet sie heute noch als gut. In der Schule ging es oft um „Gewissensentscheidungen, ethisch wertvolle Gedanken“. Dieser Unterricht habe sie geprägt. Doch sie findet auch Kritikpunkte an der DDR: „Das Problem in der DDR war, dass die Fürsorge des Staates im Erwachsenenalter weiterging und zum Zwang wurde. Man wurde nie in die Freiheit entlassen, sondern der Staat hat einem weiterhin vorgegeben, was zu tun war und wo die eigenen Grenzen lagen.“
Nadja Uhl versuchte der Spießigkeit zu entfliehen
Sie versuchte aus diesen Grenzen auszubrechen, indem sie anfing alternative Musik zu hören. Punkrock. Ihre Mutter fuhr sie im Trabi zu Konzerten. „Ich war wie viele der Meinung, auf diese Weise der Mittelmäßigkeit der DDR entgehen zu können. Damals fing es an, dass sich die Gängelung und staatlich verordnete Spießigkeit klaustrophobisch anfühlte. Ich war 17, als dann die Wende kam. Es war ein unglaublicher Moment.“
Nach der Wende lernte Uhl natürlich auch westdeutsche Jugendliche kennen. Gegenüber dem „Merkur“ sagte sie, sie sei erstaunt gewesen, wie unreflektiert und desinteressiert die Gleichaltrigen aus dem Westen gewesen sind. „Im nächsten Moment waren es aber auch diejenigen, die mit mir dann zum Snowboarden, auf Technokonzerte oder zum Konzert von Soundgarden gegangen sind. Die rein funorientierte Lebensfreude der Jugendlichen im Westen, hat mich – nachdem ich mich darauf eingelassen habe – mitgerissen. Und es haben sich mir wieder neue Welten geöffnet… Letztlich hat mir die Unbekümmertheit der westlichen Gleichaltrigen geholfen, in diese Zeit reinzuwachsen.“
Nadja Uhl privat
Ab 1990 ging Nadja Uhl in Leipzig auf die Schauspielschule, zog anschließend nach Berlin. Mittlerweile ist sie mit ihrem Lebensgefährten Kay Bockhold und zwei Töchtern, Eva Paulina (15) und Ida Elena (12), in Potsdam zuhause.
„ZERV – Zeit der Abrechnung“ kommt ab heute (22. Februar 2022) bis einschließlich Donnerstag (24. Februar 2022) um 20.15 Uhr in Doppelfolgen in der ARD.