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Wincent Weiss über Depressionen: „Ich war auf einmal sehr lange einsam“

Wincent Weiss über Depressionen: „Ich war auf einmal sehr lange einsam“

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Wincent Weiss spricht offen über seine Depression. Credit: Isa Foltin/WireImage/Getty Images
Charterfolge, die Frauen liegen ihm zu Füßen und doch ging es Wincent Weiss eine Zeit lang nicht gut. Im „Kölner Treff“ sprach der Musiker über seine Depressionen.

Wincent Weiss ist 29 Jahre alt, Sänger und Songwriter, wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet, gewann diverse Auszeichnungen, darunter den GOLDENE KAMERA DIGITAL AWARD 2019 und den MTV Europe Music Award. Zudem ist er als Coach in der Sat.1-Sendung „The Voice Kids“ beliebt. Auf dem Papier klingt das nach einer Traumkarriere und einem erfüllten Leben. Doch der gebürtige Bad Oldesloer hat nicht nur rosige Zeiten hinter sich. Im „Kölner Treff“ spricht er mit Moderatorin Bettina Böttinger (65) ganz offen über seine psychische Erkrankung.

Wincent Weiss: „Zwangspause“ durch Corona-Pandemie

Ganze 16-mal ist Wincent in seinem jungen Leben schon umgezogen. Diese Ruhelosigkeit kam erst mit der Corona-Pandemie zum Stillstand. „Das war eine kleine Zwangspause, die ich mir sonst gar nicht gegeben hätte“, erklärt der 29-Jährige. Die sonst 120 Shows, die er pro Jahr gespielt hat, waren auf einmal weg. Er habe sich dann ins Tonstudio eingeschlossen, viel geschrieben und die letzten Jahre Revue passieren lassen.

Wie er selbst sagt, war er nie der Typ, der für die Kamera geschaffen war. Er sei eher schüchtern und zurückhaltend. Wenn er Videos davon sieht, wie er vor 15.000 Leuten spielt und das Publikum aufheizt, erschrecke er sich selbst ein bisschen. Er sei ein Workaholic gewesen, wollte am liebsten sieben Tage die Woche arbeiten. „Dann kam 2019, da ist bei mir mental alles ein bisschen den Bach runtergegangen, weil ich nie Pause gemacht habe“, erklärt der „The Voice“-Coach in der Talkshow. Daher war die Corona-Zwangspause für ihn sehr wichtig, auch wenn er in ein Loch gefallen sei. „Da merkt man dann erst mal, wie einsam man ist. Wenn ich unterwegs bin, habe ich immer Menschen um mich. Das war immer mein Bekanntenkreis. Und auf einmal bist du jeden Tag allein und denkst, wer bleibt eigentlich bei mir?“

Wincent Weiss: „Ich stand allein vor dem Spiegel und hatte Angst, dass das so bleibt“

Wincent will offen über seine Depression sprechen, um das Thema weiter zu enttabuisieren. Er selbst habe sich dazu entschlossen, eine Therapie zu machen. „Ich war auf einmal sehr lange einsam und dadurch sind diese Ängste entstanden. Der Prozess war sehr schleichend“, da er während seiner Tour-Phasen nie Zeit hatte, darüber nachzudenken. „Irgendwann schwenken Gefühle auf einer Linie, das ist der Anfang der Depression, du bist nicht mehr glücklich und nicht mehr traurig. Und irgendwann stand ich allein vor dem Spiegel und hatte Angst, dass das so bleibt.“ Er wollte wieder etwas fühlen und nachdem er drei Tage lang im Bett lag, nicht aufstehen und nicht essen konnte, habe er dann eine Therapie begonnen.

Nachdem die Nachricht an die Öffentlichkeit gelangt war, wurde teilweise negativ über ihn berichtet. Doch Wincent will alle ermutigen, sich Hilfe zu holen, „es ist einfach so befreiend und hilft dir in jeder Lebenslage und in der Zukunft weiter“. Eine Schattenseite seines Ruhms sei auch, dass es für ihn schwierig ist, eine Partnerin zu finden, er muss „immer erst erklären, was es heißt, mit ihm in der Öffentlichkeit irgendwo hinzugehen“. Seine Ex-Freundin habe Hassnachrichten bis hin zu Morddrohungen bekommen. „Damit muss man erst mal klarkommen und so gefestigt im Leben sein, um das nicht so an sich ranzulassen.“

„Endlich ein Herz und eine Seele“ mit seiner kleinen Schwester

Im Moment genieße er es sehr, wieder mehr Zeit mit seiner Familie und seiner kleinen Schwester verbringen zu können. Seine Schwester ist elf Jahre jünger als er, als Wincent mit 16 ausgezogen ist, war sie gerade erst fünf Jahre alt. Daher würde er nun eine echte Bruder-Schwester-Beziehung aufbauen, weil er früher „nicht jeden Tag zu Hause war“. Die Geschwister sind nun „endlich ein Herz und eine Seele geworden“.