Vor zehn Jahren sollte Claudia Rieschel (71) eigentlich in ihrer Heimatstadt Hamburg die Hauptrolle im Theaterstück „In jeder Beziehung“ spielen. Doch dann kam alles anders. Sie wurde kurzfristig durch ihre inzwischen verstorbene Kollegin Heide Keller (†81) ersetzt – angeblich wegen eines Fahrradunfalls. Doch diesen Unfall hat es nie gegeben. Es war eine Notlüge. Die Schauspielerin erhielt damals die Diagnose Brustkrebs und musste sich sofort in Behandlung begeben. Im Interview mit dem Magazin „Bunte“ sprach sie nun zum ersten Mal über diese schwierige Zeit.
Claudia Rieschel: Das muss man „zuerst mit sich selbst ausmachen“
„Es war eine Notlüge. Wenn man so etwas erlebt, muss man das zuerst mit sich selbst ausmachen. Eine schwierige Sache. Ich rede auch jetzt zum ersten Mal öffentlich über den Krebs. Wahrscheinlich, weil er so weit weg ist und ich mich so gesund und wohl in meiner Haut fühle“, sagte Rieschel. Die Diagnose ereilte sie 2012 aus heiterem Himmel. „Ich war bei einer Routineuntersuchung, als mein Frauenarzt einen Knoten ertastete. Da ratterte es im Kopf natürlich sofort los.“ Der Krebs sei zum Glück in einem frühen Stadium entdeckt worden, sodass eine Operation und Bestrahlung ausreichten. „Ich brauchte keine Chemotherapie. Davor hätte ich wirklich große Angst gehabt. So dachte ich erst einmal positiv: Das kriegen wir schon hin“, erinnerte sie sich an den schlimmen Moment der Diagnose.
Drei Wochen später konnte die 71-Jährige schon wieder auf der Bühne stehen. „Das Theater hat mir einfach Halt gegeben. Irgendwie hat das Theater mich sogar gerettet“, so Rieschel zu „Bunte“. Heute gilt sie als geheilt, lässt sich aber weiterhin regelmäßig untersuchen.
Claudia Rieschel: „Glück ist eben auch Einstellungssache“
Als Rieschel von der Erkrankung erfuhr, war sie Single, wurde aber von einem „ganz tollen Freundeskreis“ und ihrer Familie aufgefangen. Sie sei in tollen Beziehungen gewesen, einen Heiratsantrag gab es aber nie. „Ich bin tatsächlich nie gefragt worden. Es war auch eine andere Zeit. Die 68er, wir haben Heiraten nicht so wichtig genommen“, verriet sie dem Magazin. Sie suche auch nicht explizit nach einer Beziehung, „weil ich unendlich glücklich und zufrieden mit dem Leben bin, das ich führe“. Sie genieße es unabhängig zu sein, „das möchte ich nicht verändern und mich eventuell einschränken müssen. Ich empfinde inzwischen auch eine zunehmende Gelassenheit. Glück ist eben auch Einstellungssache“.
Die gebürtige Hamburgerin habe auch immer gedacht, irgendwann eigene Kinder zu haben, doch dazu kam es nie. „Letztendlich habe ich nicht genug dafür getan. Ich habe es nie darauf angelegt oder einen Masterplan geschmiedet.“ Als sie sich mit 30 bereit gefühlt habe, „fehlte mir der richtige Partner, mit dem ich diese Verantwortung hätte tragen wollen. Es gehören immer zwei dazu. Beide sollten es wollen. Ein Kind alleine aufzuziehen, kam für mich nicht infrage“, sagte sie dem Magazin. Heute genießt sie die Zeit mit Nichten, Neffen und inzwischen auch Großneffen in vollen Zügen.
Ab dem 7. Februar ist Claudia Rieschel in der Sat.1-Serie „Nachricht von Mama“ zu sehen. Darin spielt sie die Mutter einer schwer an Brustkrebs erkrankten Frau (gespielt von Jessica Ginkel, 41).