Hilde Gerg (46) war Olympiasiegerin, Weltmeisterin und holte vor allem Ende der 1990er Jahre zahlreiche weitere Auszeichnungen und Medaillen als Skirennläuferin. Bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City 2002 war sie Fahnenträgerin der deutschen Delegation. 2005 erklärte sie schließlich verletzungsbedingt ihren Rücktritt vom Leistungssport.
Hilde Gerg war mit 34 Jahren plötzlich Witwe
Auch privat lief es während ihrer aktiven Karriere rund. Die aus dem bayerischen Lenggries stammende „Wilde Hilde“, wie ihr Spitzname damals lautete, heiratete 2000 Wolfgang Graßl, der für den Deutschen Skiverband als Trainer tätig war. In den Jahren 2007 und 2009 kamen ihre beiden Kinder auf die Welt. Das Glück schien perfekt zu sein. Am 12. April 2010 starb „Wofal“, wie Hilde Gerg ihren Mann liebevoll nannte, plötzlich an einem Riss der Aorta. Er wurde nur 40 Jahre alt.
Im Interview mit dem Magazin „Bunte“ sprach die 46-Jährige über diesen Schicksalsschlag und wie sie dank ihres heutigen Ehemannes wieder ins Leben zurückfand. Mit Physiotherapeut Marcus Hirschbiel (47) ist sie seit 2014 verheiratet, 2015 wurde sie zum dritten Mal Mutter. Wegen physischer Beschwerden suchte sie damals seine Praxis auf. „Wir spürten sofort, dass wir die gleiche Wellenlänge hatten. Marcus stellte mich dann als Trainerin ein“, erzählte Hilde Gerg. Bei weiteren Treffen seien sie sich dann nähergekommen und „die Schmetterlinge waren zurück“. Eigentlich war der dunkelhaarige Physiotherapeut optisch gar nicht ihr Typ, aber genau das sei gut gewesen: „Denn einen Mann, der meinem verstorbenen Wofal ähnlich sah, hätte ich nicht ertragen.“
Hilde Gerg: Wofal gönnt ihr im Himmel ihr Glück
Gegenüber „Bunte“ erklärte die Bayerin auch, wie sie sich erst wieder in ihrem eigenen Haus einleben musste. „Die Phase der Trauer habe ich intensiv durchlebt. Aus dem Haus, das Wofal und ich gemeinsam erbaut hatten, wurde mein Haus, ich habe es gefühlt 25-mal umgeräumt. Ich musste neuen Raum schaffen für mich, spürte neue Energie. Da passte Marcus gut rein. Es war gut, dass er bei uns einzog.“ Nachdem Marcus ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte, sei sie „überglücklich“ gewesen und sie habe gewusst, „dass Wofal mir im Himmel mein Glück gönnen würde“.
Zwölf Jahre nach dem Tod ihres Mannes gehöre er weiter zu ihrem Leben. „Bei uns hängen Bilder, die an glückliche Zeiten erinnern. Sein Verlust hat mir schwer zugesetzt, aber heute fühle ich mich stärker, einfach kompletter. Ich bin durch diese Krise stärker geworden“, sagte sie dem Magazin. Auch ihr zweiter Ehemann kann damit gut umgehen. „Ich kannte Wofal nicht persönlich, aber es ist kein Tabu, über ihn zu sprechen. Er hat eine angenehme Präsenz bei uns, die weder bedrückend noch erdrückend ist“, so Marcus Hirschbiel im Interview.
Hilde Gerg: „Ich wurde vom Fräulein zur Frau“
Auf die Frage, ob sie ihr Urvertrauen wiedergefunden habe, musste sich Hilde Gerg aber trotz ihres neugefundenen Glücks eingestehen, dass man „die letzten fünf Prozent nach so einer Familientragödie verliert“. Weiter sagte sie: „Aber so etwas zwingt einen, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Das war ein brutaler Einbruch in meine heile Welt. Ich wurde vom Fräulein zur Frau.“