Wie geht es nach „Avengers: Endgame“ mit dem Marvel Cinematic Universe (MCU) weiter? Man konnte den Eindruck gewinnen, als wollten die Macher um Erfolgsproduzent Kevin Feige dieses Thema möglichst lange aufschieben. Weder „Spider-Man: Far From Home“ noch „Black Widow“ oder „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ machten in der großen Rahmenhandlung einen Schritt nach vorn, sie beschäftigten sich überwiegend mit ihren titelgebenden Helden.
In „Eternals“ (ab sofort im Kino) soll dieser Schritt jetzt endlich gewagt werden. So ist es ein unmittelbar mit dem Ende von „Endgame“ verbundenes Ereignis, das die mystischen Figuren auf den Plan ruft, die 1976 mit einer eigenen Comicreihe das Licht der Welt erblickten. Sie verstehen sich als unsterbliche Wesen mit unterschiedlichsten Superkräften, die von übermächtigen Weltraumgöttern, den Celestials, erschaffen wurden. Gemeinsam sollen sie die Erde vor den bösartigen Deviants beschützen. Das ist ihr einziger Auftrag und erklärt zugleich, warum sie im existenziellen Kampf der Avengers gegen Thanos nicht eingegriffen haben.
Darum geht’s in „Eternals“
Seit Jahrtausenden wachen die unsterblichen, von mächtigen außerirdischen Wesen erschaffenen Eternals im Verborgenen über die Erde. Unter ihnen der allmächtige Ikaris (Richard Madden), die unerschrockene Kriegerin Thena (Angelina Jolie), die spirituelle Ajak (Salma Hayek GOLDENE KAMERA-Preisträgerin 2003) und die superschnelle Mikkari (Lauren Ridloff). Als ihre Erzfeinde, die Deviants, plötzlich mit neuen Kräften aufwarten, kommen den Helden Zweifel an ihrer Mission
Hintergrund
Mit Mut zum Risiko „Eternals“ muss die gewaltige Aufgabe meistern, zehn komplett neue Figuren ins MCU einzuführen und diesem mit einer spirituell-kosmischen Story, die sich über 7000 Jahre erstreckt, neuen Schwung zu geben. „Es fühlt sich riskant an“, gibt Produzent Nate Moore gegenüber dem britischen Magazin „Empire“ zu. „Aber genau das wollten wir mal wieder spüren, anstatt den Fans immer mehr vom Gleichen zu servieren.“
Mutig könnte man auch die Wahl der Regisseurin nennen: Chloé Zhaos Film „Nomadland“ gewann zwar im Frühjahr drei Oscars, doch Zhao ist bisher eher im Arthouse-Kino heimisch. Die 39-jährige Chinesin, deren Werke wegen kritischer Aussagen zu ihrem Heimatland dort boykottiert werden, hat aber zugleich eine Vorliebe für Landschaftsaufnahmen und ein Faible für Animes. Tatsächlich schlägt sich beides in „Eternals“ nieder, ebenso ihr Interesse an philosophischen Fragen um das Gute und Böse im Menschen. So streift das zweieinhalbstündige Epos mit zahlreichen Zeitsprüngen die größten Konflikte unserer Zivilisation und nimmt sich viel Zeit, um die Dynamik zwischen den Helden und ihre innere Zerrissenheit zu ergründen. Leider fehlt es Marvels göttlichem Aufgebot dabei an Leichtigkeit und Charisma, um den Avengers wirklich Konkurrenz zu machen.